Die Brauerei Mayer ist eines der am längsten in Ludwigshafen bestehenden Unternehmen und seit ihrer Gründung im Familienbesitz. Die ältesten Teile des Gebäudeensembles stammen von Anfang des 19. Jahrhunderts.

Genau genommen hat das Bierbrauen in Oggersheim eine lange zurückreichende Tradition. Denn bis ins Jahr 911hatte das elsässischen Kloster Weißenburg die Grundherr­ schaft inne und der kleine Ort musste als Tribut dem Fronhof Bier herstellen. Rund 950 Jahre später schien Oggersheim damit gewissermaßen prädestiniert für die Gründung einer Firma, die bis heute als Familienunternehmen geführt wird. Den architektonischen Anfang machte an dieser Stelle das später als Gasthaus genutzte, zweistöcki­ ge Gebäude entlang der Schillerstraße. 1809 hatte es Nikolaus Massias, französischer Gesandter am badischen Hof, im späten Barockstil erbauen lassen. Später erwarb der Mainzer Kaufmann und Bankier Clemens Bernays das Anwesen. Zwischen­ zeitlich ging es in den Besitz der Gebrüder Isaac aus Edenkoben über, der Besitz musste jedoch schließlich zwangsversteigert werden.

Eine Versteigerung setzt den Grundstein

Die Versteigerung erfolgte 1846 nach einem alten Ritual: Den Zuschlag erhielt derjenige Bieter, der beim Erlöschen einer zuvor angezündeten Kerze das letzte Gebot nannte. In diesem Ereignis liegt gewissermaßen der Ursprung des Unternehmens, denn Christian Christ, dessen Vater der Überlie­ ferung nach für 9.000 Gulden der neue Besitzer war,eröffnete hier eine kleine Brauerei. Der Name Mayer kam schließlich 1866 ins Spiel, als Karl Mayer eine Tochter Christs heiratete und ab 1866 in das Brauerei-Geschäft einstieg. ,,Gehr. Mayer" nannte sich die Firma schließlich, als rund sechs Jahre später ein Bruder Karl Mayers Teilhaber wurde. Die Anfänge waren noch recht bescheiden. Eine Chronik berichtet, dass „sieben Braubur­ schen" den Dienst in Brauhaus, Keller und Mälze­ rei versahen, daneben war ein Knecht zur Ausfuhr der Fässer zuständig. Die jährliche Menge lag bei rund  3.800 Hektolitern.

Stetige Investition in Technik

Die Firma vergrößerte sich allmählich, der tech­ nische Fortschritt in Form von Dampfmaschinen, die ab 1873 ein von einem Pferd angetriebenes Göpelwerk ersetzten, hielt Einzug. Auch in den folgenden Jahren, als nach dem Tod Karl Mayers sein Bruder Fritz die Brauerei übernahm, wurde stetig technisch und räumlich in das Unterneh­ men investiert und die Produktionskapazitäten ausgebaut, so dass 1897 die jährliche Erzeugung auf 25.000 Hektoliter und kurz vor dem Ersten Weltkrieg auf knapp 40.000 Hektoliter kam. Die,,Arbeits-Ordnung" von 1892 zeugt von damals vorherrschenden strengen Regeln: ,,Ruhestörung, ungebührliches benehmen gegen Vorgesetzte und Mitarbeiter" oder gar Trunkenheit konnten zur sofortigen Entlassung führen. Die Arbeitszeiten waren zu jener Zeit noch wesentlich länger, denn der Dienst für Arbeiter erstreckte sich von 4 Uhr morgens bis 7 Uhr abends, im Winter durfte der Dienst eine Stunde später angetreten werden, für Heizer gab es 12-Stunden-Schichten von jeweils von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends. Schwierige Zeiten brachen für das prosperierende Unterneh­ men im Ersten Weltkrieg an. Die für Brauereien zugewiesenen Gerstenrationen wurden stark zurüC*­ gefahren, die Mälzerei wurde zudem zur Herstel­ lung von Trockengemüse für das Heer benötigt.

Gebäude im Gründerzeitstil

In die Zeit von 1897 fällt die Erbauung der denk­ malgeschützten alten Mälzerei mit ihrem mittig platziertem Schornstein, direkt daneben befindet sich das Sudhaus mit einem höherem Schornstein. Noch heute prägen die alten Gebäude im Stil der gründerzeitlichen Industriearchitektur das Stadtbild. Typisch für diese Bauweise waren eine sogenannte Blockrandbebauung, in der Gebäude geschlossen um einen Hof entstanden sind, oder auch Backsteinfassaden. Davon zeugt neben der alten Mälzerei das links vom Haupthaus gelegene alte Backsteingebäude mit Turnhalle und Kegel­ bahn. Zu den alten Bauten kamen mit der Zeit neue Bauwerke für Produktionsprozesse hinzu. Ein architektonisches Pendant befand sich für einige Zeit in Sichtweite in der Schillerstraße 9, wo die 1852 gegründete Firma König & Herf im Laufe ihrer Geschichte eine Mälzerei betrieb und später dann ihr Hauptgewicht auf den Betrieb ei­ ner Mühle legte. Auch hier standen weithin sicht­ bare Schornsteine, 1922 wurde die Mühle jedoch bei einem Brand, bei dem sieben Feuerwehrleute ihr Leben lassen mussten, zerstört.