Suchthilfenetzwerk Ludwigshafen stellt Projekt vor

Das interdisziplinäre Projekt SUN ist eine gemeinsame Initiative des Arbeitskreises Suchthilfenetzwerk Ludwigshafen und  der BASF SE mit Unterstützung der GK Quest Akademie Heidelberg. Der Titel SUN leitet sich vom Namen des Arbeitskreises, SUchthilfeNetzwerk, ab. Es hat zum Ziel, mehr Menschen mit problematischem Alkohol- und Drogenkonsum zu erreichen, um Wege aus der Sucht zu ermöglichen beziehungsweise ein Abgleiten in die Sucht zu verhindern. Vertreterinnen und Vertreter der Lenkungsgruppe des Projektes stellten es in einem Pressegespräch im Soziale Stadt Büro Oggersheim West, Comeniusstraße 10, am Freitag, 18. Juli 2014, vor.

Laut Drogen- und Suchtbericht 2014 der Bundesregierung sind in Deutschland mehr als zehn Millionen Menschen von Drogen- und Suchtproblemen betroffen. Mit problematischem Alkoholkonsum sind häufig gesundheitliche und existentielle Probleme verbunden, unter denen nicht nur die Betroffenen, sondern oft auch ihre Kinder und andere Bezugspersonen leiden. Nur etwa zehn Prozent der alkohol- und drogenabhängigen Menschen suchen Hilfen in den Beratungsstellen und Kliniken. Auch auf regionaler Ebene ist zu erkennen, dass Suchterkrankungen immer noch ein Tabu-Thema sind, oder problematischer Konsum häufig als "Kavaliersdelikt" verstanden oder als nicht "veränderbar" angesehen wird. Für suchtkranke Menschen und
deren Angehörige ist die Hürde oft zu hoch, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Schamgefühle, die Angst vor Veränderung und die Angst vor dem Scheitern sind häufig der Grund, selbst nicht initiativ zu werden.
                                             
Motivierende Gesprächsführung und "zieloffene Suchtarbeit"
Im Rahmen des Projektes werden Fachkräfte der sozialen und pädagogischen Arbeit und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Behörden, die in ihrer täglichen Arbeit Menschen begegnen, die ein Suchtproblem haben, in sogenannter Motivierender Gesprächsführung (Motivational Interviewing – MI) geschult, um als "Türöffner" zum Suchthilfesystem fungieren zu können. MI ist ein Gesprächsführungskonzept zur Steigerung intrinsischer Motivation. MI hat sich in zahlreichen empirischen Untersuchungen als effizient erwiesen und wird mittlerweile in verschiedensten Bereichen der Arbeit mit Menschen eingesetzt. Die Schulungen umfassen in der Regel drei Tage. Sie geben den Teilnehmenden zunächst einen Überblick über den Ansatz des MI, beinhalten aber auch praktische Übungen.

Das Projekt ermöglicht darüber hinaus Beratungskräften der Sucht- und Drogenhilfestellen und Mitarbeitenden von Fachkliniken, an Fortbildungen in "zieloffener Suchtarbeit" teilzunehmen. Durch niederschwellige Angebote sollen damit Menschen in besonders prekären Lebensverhältnissen erreicht werden. Um die Grundlage für die Bewältigung von multiplen Problemlagen zu ermöglichen, werden von Betroffenen Handlungsansätze zur Konsumreduzierung erlernt. Für viele Betroffene ist dieser Ansatz eine Chance, einen Weg aus der Suchtspirale zu finden und irgendwann sogar völlig abstinent von einzelnen riskanten Substanzen zu leben. In der sechstägigen Fortbildung wird den Suchtfachkräften die Kompetenz vermittelt, strukturierte Einzel- und Gruppenprogramme zum kontrollierten, reduzierten Konsum anzubieten.                                                   
                       
Die mit den Programmen verbundene "zieloffene" Herangehensweise wird als sehr effektiv erlebt: Mit den Konsumreduktionsprogrammen wird der "Motor der Veränderung" leichter angeworfen und Klientinnen und Klienten, die ohne dieses Angebot nichts gemacht hätten, beginnen, sich mit ihrem Konsum auseinanderzusetzen und diesen auch zu reduzieren.

Gute Resonanz bisher
Das Projekt SUN startete mit den ersten Fortbildungen im Juni 2014. Derzeit liegt das Augenmerk auf der Beratung von Menschen mit Drogen- und Alkoholsucht. Eine Ausweitung des Projekts auf die Vermittlung von spezifischem Wissen, das zur Behandlung von Spiel-, Kauf-, Medikamenten- oder Esssüchten benötigt wird, ist denkbar.
 
Das Angebot stieß bisher auf eine gute Resonanz bei Fachkräften aus den verschiedensten Arbeitsgebieten. So hatten sich 66 Teilnehmende zur Schulung zur Motivierenden Gesprächsführung  angemeldet und 16 Fachkräfte der Sucht- und Drogenhilfe und von Kliniken zur Fortbildung in Sachen "zieloffener Suchtarbeit".

Die Fortbildungen konnten aufgrund der Förderung durch die BASF SE kostenfrei angeboten werden. Alle Termine fanden im Soziale Stadt Büro Oggersheim West statt.

In einem weiteren Schritt wird die bessere Vernetzung der oben genannten Fachkräfte der sozialen und pädagogischen Arbeit und den Mitarbeitenden in Behörden angestrebt. Dies geschieht durch die Stärkung des kollegialen, interdisziplinären Austausches und der Schaffung von Kommunikations- und Informationswegen.

Mit dem Ausbau von Angeboten für Kinder aus suchtbelasteten Familien und Beratungs- und Hilfeangebote der Sucht- und Drogenhilfe in sozialen Einrichtungen werden vorhandene Strukturen ausgebaut und weiterentwickelt. Dies gilt auch für Angebote von Selbstkontrolltrainings oder die Einrichtung von Selbsthilfegruppen für kontrollierten, reduzierten Konsum.

Die Umsetzung des SUN-Projektes wird von einer Lenkungsgruppe gesteuert, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern des Diakonischen Werkes in Ludwigshafen, des Caritas-Zentrums Ludwigshafen, der BASF SE, der GK Quest Akademie, des Krankenhauses Zum Guten Hirten, der Psychiatriekoordinatorin der Stadt Ludwigshafen, der Drogenhilfe Ludwigshafen und der Geschäftsführerin des Rates zur Kriminalitätsverhütung Ludwigshafen zusammensetzt. Dem Arbeitskreis Suchthilfenetzwerk gehören das Diakonische Werk in Ludwigshafen, das Caritas-Zentrum Ludwigshafen, die Sozialberatung der BASF Stiftung, die Psychiatriekoordinatorin der Stadt Ludwigshafen und die Drogenhilfe der Stadt Ludwigshafen an. Moderiert wird der Arbeitskreis von der Geschäftsführerin des Rats für Kriminalitätsverhütung, Verena von Hornhardt.