Veränderungen in der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museums: Zwei Werke verlassen Ludwigshafen

Die Gemälde Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat (um 1915) von Kasimir Malewitsch und Bild mit weißen Linien (1913) von Wassily Kandinsky werden dem Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen nicht länger als Dauerleihgaben der Familie Hack zur Verfügung stehen.

Über diese Veränderungen in der Sammlung des Wilhelm-Hack-Museum informierten Kulturdezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg, der Leiter des Bereichs Kultur der Stadt, Dietrich Skibelski, und Museumsdirektor René Zechlin bei einem Pressegespräch am Freitag, 13. Februar 2015.

Dieser Sachverhalt geht auf eine testamentarische Verfügung von Harald Hack aus dem Jahr 1988 zurück. Die testamentarische Verfügung war bisher nicht bekannt und wird nun, drei Jahre nach seinem Tod, von der Familie umgesetzt.

Die Stadt Ludwigshafen am Rhein bedauert diese Entwicklung zutiefst, handelt es sich doch um zwei wichtige Werke, die seit Eröffnung des Wilhelm-Hack-Museums 1979 im Haus sind und stets eine zentrale Rolle bei der Präsentation der Sammlung und der Konzeption von Wechselausstellungen gespielt haben.

Beide Bilder werden der Kunstsammlung des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf übergeben. Dies hat die Witwe und Erbin von Harald Hack, Marlene Hack, so entschieden. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen und das Wilhelm-Hack-Museum haben verabredet, dass die Werke für zukünftige Ausstellungsprojekte befristet nach Ludwigshafen zurückkommen können.

Hintergrund
Wilhelm Hack stiftete der Stadt Ludwigshafen 1973 seine umfangreiche Kunstsammlung. Im Gegenzug errichtete die Stadt für die Sammlung ein Museum, das nach dem Stifter benannt wurde. Die Stiftung umfasst 57 mittelalterliche Werke und 76 Werke moderner Kunst. Im 20. Jahrhundert setzte Hack den Schwerpunkt auf die konstruktiv-konkrete Kunst, deren Entwicklung seine Sammlung von den Anfängen in den 1910er Jahren bis in die frühen 1960er Jahre nachvollzieht. Hinzu kommen Beispiele expressiver Richtungen der Abstraktion wie dem Expressionismus oder dem Informel. Hacks über Jahrzehnte zusammengetragene Sammlung zeichnet sich durch eine hohe Qualität der Einzelwerke und einen präzisen Aufbau des gesamten Konvoluts aus, der einen vielschichtigen Dialog der verschiedenen Spielarten der Abstraktion ermöglicht. Künstlerische Bewegungen wie der De Stijl, der russische Konstruktivismus und die konkrete Kunst sind in ihrer Breite dargestellt, ohne dabei Konzessionen an die Qualität zu machen. Die Sammlung enthält daher exzellente Werke von Willi Baumeister, Robert Delaunay, Max Ernst, El Lissitzky, August Macke, Piet Mondrian, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Ljubow Popowa und Kurt Schwitters. Zudem gehören weitere Gemälde von Kasimir
Malewitsch und Wassily Kandinsky zur Sammlung von Wilhelm Hack.

In der Zeit zwischen der Unterzeichnung des Stiftungsvertrages 1973 und der Eröffnung des Wilhelm-Hack-Museums 1979 sammelte Wilhelm Hack weiter. Diese Werke, die er als Ergänzung der bestehenden Stiftung verstand, wurden dem Museum zur Eröffnung als Dauerleihgabe übergeben. Da Wilhelm Hack die späteren Käufe immer in Hinblick auf eine Komplettierung der bestehenden Sammlung getätigt hatte, ist davon auszugehen, dass eine dauerhafte Integrierung der Dauerleihgaben in die bestehende Sammlung und Stiftung von ihm intendiert war.

Als Wilhelm Hack 1985 starb, erbte sein Sohn Harald Hack 18 Gemälde und ein Konvolut von 52 Zeichnungen die sich als Dauerleihgaben im Museum befanden. 1989 veräußerte Harald Hack zwölf seiner Dauerleihgaben an die Stiftung Wilhelm Hack der Stadt Ludwigshafen am Rhein, darunter Werke von Alexandra Exter, László Moholy-Nagy und anderen. Im Laufe der Jahre forderte er Dauerleihgaben zurück, so dass schließlich nur noch die Gemälde Schwarzes Rechteck, rotes Quadrat (um 1915) von Kasimir Malewitsch und Bild mit weißen Linien (1913) von Wassily Kandinsky als Dauerleihgaben im Museum verblieben. Wie die Stadt Ludwigshafen erst im Jahr 2014 erfuhr, hatte Harald Hack bereits 1988 testamentarisch verfügt, dass die beiden Leihgaben von Kasimir Malewitsch und Wassily Kandinsky im Fall seines Todes nicht im Wilhelm-Hack-Museum bleiben sollen. Gründe für diese Verfügung sind der Stadt Ludwigshafen nicht bekannt.

Seit dem Ende der 1980er Jahre hat sich das Wilhelm-Hack-Museum entscheidend weiterentwickelt und verändert. Eine neue Generation von Direktoren und Kuratorinnen und Kuratoren entwickelt eine lebendige Museumsarbeit mit jährlich wechselnden thematischen Sammlungspräsentationen, zahlreichen Kabinettausstellungen und Wechselausstellungen, die den Dialog mit der Sammlung suchen. Mit durchschnittlich 25 Leihgaben im Jahr unterstützt das Wilhelm-Hack-Museum regelmäßig Ausstellungen in der ganzen Welt. Unter den Leihnehmern befinden sich renommierte nationale und internationale Häuser wie das Kunstmuseum Basel, das Kunstmuseum Bonn, das Musée National d’Art Moderne, Paris, das Stedelijk Museum, Amsterdam und viele mehr. Von 2007 bis 2009 wurde das Wilhelm-Hack-Museum grundlegend energetisch saniert und mit modernster Technik ausgestattet. Diese Investitionen und Neuerungen führten offensichtlich nicht zu einer Änderung der testamentarischen Verfügung von Harald Hack.

Das Wilhelm-Hack-Museum wird auch in Zukunft die inhaltlichen Themen, durch die sich die Sammlung von Wilhelm Hack in ihrer Qualität und Stimmigkeit auszeichnet, in seiner Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit betonen. Die hohe Qualität der Sammlung von Wilhelm Hack wird im Wechselspiel mit Werken aus der Städtischen Sammlung und der Sammlung Heinz Beck weiterhin in stets neuen Kombinationen und thematischen Ausrichtungen Basis der Sammlungspräsentationen und Ausstellungen sein. Mit seiner bedeutenden Sammlung bleibt das Wilhelm-Hack-Museum weiterhin eines der wichtigsten Museen der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts im südwestdeutschen Raum.