"Vom anderen Ufer? Lesbisch & schwul, BTTIQ* in Ludwigshafen": Begleitprogramm im April

Bis 22. Mai zeigt das Stadtmuseum im Rathaus-Center die Ausstellung "Vom anderen Ufer? Lesbisch & schwul, BTTIQ* in Ludwigshafen", die sich dem Leben der LSBTTIQ*-Community in Ludwigshafen in Gegenwart und Vergangenheit widmet: Von Verfolgung und Diskriminierung bis hin zu wachsender Selbstbestimmung, Emanzipation und Lebenslust. Ziel ist schwerpunktmäßig die Aufarbeitung und Vermittlung der lesbisch-schwulen Geschichte der Stadt. LSBTTIQ steht als Abkürzung für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Menschen.

Ein Vortrag mit Publikumsgespräch befasst sich am Sonntag, 3. April, 15 Uhr, im Stadtmuseum mit dem Thema "Rheinland-Pfalz hat gewählt! Was bedeutet der Wahlausgang für Lesben, Schwule, Trans*, Inter* im Land?" Referent ist Joachim Schulte, Pädagoge und Sprecher von QueerNet RLP. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.queernet-rlp.de.

Für Kinder im Grundschulalter bietet das Stadtmuseum am Donnerstag, 7. April 2016, von 15 bis 16.30 Uhr, einen Workshop "Das kleine Ich-bin-ich - ein ungewöhnliches Wesen will endlich wissen, wer es ist!" an. Das kleine Ich-bin-ich ist ein kleines, nicht näher bestimmbares, niedliches Wesen, das auf der Suche nach seiner Identität ist. So spaziert es über eine Blumenwiese – und trifft einen Frosch. Der Frosch möchte wissen was für ein Tier es ist. Das kleine Ich-bin-ich weiß keine Antwort. Verzweifelt fragt es nun verschiedene andere Tiere (Pferde, Fische, weiße Vögel, Nilpferde, Papageien, Hunde) ob jemand wisse, wer es sei. Doch keiner weiß es! Das kleine Ich-bin- ich fragt sich schließlich: "Ob‘s mich etwa gar nicht gibt?". Plötzlich trifft es die Erkenntnis wie ein Blitz. Das bunte Tier erkennt: "Sicherlich – gibt es mich: – Ich bin ich!". Das kleine Ich-bin-ich freut sich und gibt seine Erkenntnis sogleich an alle anderen Lebewesen weiter... Im Stadtmuseum betrachten die Kinder die Illustrationen dieses berühmten Kinderbuchklassikers von Mira Lobe und Susi Weigel und lesen die lustigen Verse. Danach bastelt jedes Kind sein eigenes Ich-bin-ich zum mit nach Hause nehmen. Der Workshop ist kostenlos; Materialien werden gestellt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Mit dem Thema "Der Architekt des höchsten Hauses in Ludwigshafen und sein Schloss: Homosexuelle Architekten in Geschichte und Gegenwart" befasst sich der Vortrag des Architekturhistorikers, Kurators und Autors Dr.-Ing. habil. Wolfgang Voigt am Donnerstag, 7. April 2016, 19 Uhr, im Stadtmuseum. In der Kunstgeschichte, in Literatur und Musik ist der Blick auf das Leben und die sexuelle Orientierung eine Selbstverständlichkeit: Das Werk eines Michelangelo, Thomas Mann oder Andy Warhol wäre ohne das Wissen um ihr Schwulsein nicht zu deuten. In der Baukunst dagegen ist dies bis heute ein Tabu, das erst in diesen Tagen aufgebrochen wird. Der Vortrag beleuchtet Leben und Werk bedeutender Architekten mit abweichender sexueller Orientierung seit dem 18. Jahrhundert und zeigt ihre Strategien, der erst in unserer Zeit beendeten Verfolgung zu entgehen. Ein Blick fällt auch auf den Architekten des früheren Hochhauses der BASF in Ludwigshafen, das einst das höchste Gebäude im Lande gewesen ist. Zur Abschirmung seines Privatlebens fand er eine kostspielige, aber sehr praktische Lösung.

Zu einer Lesung mit Gespräch "Endlich angekommen – Eine autobiographische Lesung über das Zusammenspiel von Religion und Homosexualität" lädt das Stadtmuseum am Sonntag, 10. April 2016, um 15 Uhr ein. "Über 40 Jahre habe ich versucht, meine Homosexualität zu verändern. Die meiste Zeit meines Lebens verbrachte ich in freikirchlichen Gemeinden, in denen gelehrt wird, dass Homosexualität Sünde sei und man mit Gottes Hilfe diese Sünde überwinden kann. Für mich war diese Lehre verbindlich und ich habe mich entsprechend bemüht, das ‚Problem‘ Homosexualität zu lösen (...)." - In seinem autobiographischen Werk "Endlich angekommen" beschreibt Peter Förster, der selbst im Stadtmuseum liest, die inneren Auseinandersetzungen, die er bei dieser Thematik und der Neufindung seines Lebensweges erlebt hat. Gleichzeitig setzt er sich mit der Praxis in den christlichen Gemeinden auseinander, wie dort mit Homosexualität umgegangen wird. Er verdeutlicht in seinem Buch, wie er einen Weg fand, seine Identität als homosexueller Mensch zu bejahen und gleichzeitig seinen Glauben in einer lebendigen Beziehung zu Gott zu leben, die den Menschen in seiner Ganzheit und auch in seiner Andersartigkeit im Blick hat.

Der Pädagoge und Historiker Dr. Christian Könne hält am Donnerstag, 14. April 2016, um 19 Uhr im Stadtmuseum den Vortrag "Schwule und Lesben in der DDR zwischen Staatswahrnehmung und Selbstwahrnehmung". Schwule und Lesben gehörten nicht zum gesellschaftlichen Ideal des Lebens in der DDR, wie die SED sich dies als führende Partei im Staat wünschte und vorgab. Dennoch gab es auch im Osten Deutschlands Schwule und Lesben und diese bildeten, für die SED problematischer Weise, staatlich nicht gewollte und gesteuerte Gruppen. Sie lebten und artikulierten zunehmend eigenständige Lebensentwürfe, die nicht dem Ideal der SED entsprachen. Das Spektrum im gegenseitigen Verhältnis umfasste Ignoranz, Ausgrenzung und Unterdrückung ebenso wie Anpassung, Aufbegehren oder Kooperation. Der Vortrag geht der Frage nach, wie der SED-Staat die Schwulen und Lesben sah und sich ihnen gegenüber verhielt. Auf der anderen Seite wird versucht zu zeigen, wie sich trotz aller Widrigkeiten auch in der DDR allmählich ein schwules und lesbisches Engagement entwickelte, das dem übermächtigen Staat selbstbewusst die Stirn bot.

Im Wilhelm-Hack-Museum wird am Donnerstag, 21. April 2016, um 19 Uhr in einer musikalisch begleiteten Lesung das Buch "Die traurige Geschichte vom Glück der Alexina Barbin. Stimmen. Kein Geständnis." von Meinrad Braun vorgestellt. Als Mädchen erzogen, unter Nonnen und jungen Mädchen aufgewachsen, verliebt in Frauen, ohne zu "wissen". Nicht lesbisch, nicht weiblich, nicht männlich. Alexina Barbin wurde mit einundzwanzig Jahren durch die peinliche Prozedur einer enthüllenden Medizin damit konfrontiert, dass sie, die sich bis dahin für eine Frau gehalten hatte, ein männlicher Hermaphrodit sei, folglich fortan als Mann zu leben habe. Sie nahm sich 1868 in Paris das Leben. Ihre Geschichte wurde zum medizinischen "Fall". Es lesen der Autor Meinrad Braun sowie Heike Braun und Liselotte Homering. Marita Hoffmann, die Ludwigshafener Verlegerin und Gestalterin des Buchs, wird anwesend sein. Die Lesung wird durch Dr. Eric Fabian am Klavier begleitet.

Am Donnerstag, 28. April 2016, um 19 Uhr kommen "Die Uferlosen", ein schwul-lesbischer Chor aus Mainz-Wiesbaden ins Stadtmuseum. In ihrem Programm entführen "Die Uferlosen" in die bunte Welt der Vögel. Fröhlich und schrill, mit Humor und Augenzwinkern sowie einem Hauch von Ernsthaftigkeit. Wenn Habichtin mit Geierin anbändelt und Hahn und Pfau sich im Glück vereinen, bleibt der Wunsch nach Kindern nicht aus. So bunt wie die Vögel, so vielfältig sind ihre Lebensweisen. Weitere Informationen zum Chor gibt es unter www.uferlose.de.