Die Sehnsucht, kulturelles Erbe zu erhalten, ist in der Stadt weit älter als die Geschichte der Musikschule, wie der Blick um mehr als hundert Jahre zurück zeigt: Der Cäcilienverein in Ludwigshafen bot 1873 erstmals "Gesangskurse für unbescholtene junge Männer" an.

Hofopernsänger Starke aus Mannheim gab damals den Ton an. Immerhin acht Kreuzer kostete die Unterrichtsstunde, dennoch war der Erfolg so groß, dass acht Wochen später Kurse auch für Frauen eingerichtet wurden. 1904 wurde eine "Vereinigung Mannheim-Ludwigshafener Musiklehrer" gegründet. Bis 1918 lag die Musikausbildung Ludwigshafener Jugendlicher in den Händen Mannheimer Pädagogen und der "Hochschule für Musik". In Ludwigshafen entstand sogar eine Zweigstelle unter Mannheimer Leitung, aus der 1918 eine eigenständige "Pfälzische Musikschule" hervorging.

Gründung der Musikschule

Die Wurzeln der heutigen Städtischen Musikschule liegen in den 1950er Jahren, bei einem Herrn mit Namen Fusser, seiner Tochter und dem Musiklehrer Helmut Rebscher. Fusser unterhielt in Ludwigshafen eine Singschule. Als seine Tochter, eine angehende Lehrerin, bei ihrem Praktikum an der Blindenschule Ilvesheim Helmut Rebscher traf, kamen die richtigen Personen am richtigen Ort zur richtigen Zeit zusammen. Sie beschlossen, die Ludwigshafener Singschule um einen Instrumentalunterricht zu erweitern. Das Konzept und eine gute Portion Gründermut überzeugten den damaligen Leiter des Kulturamtes Karl Nord und den damaligen Oberbürgermeister Dr. Hans Klüber. Die Städtische Musikschule war geboren.

Die Musikschule entwickelt sich weiter

Am 1. September 1964 nahm die Musikschule ihre Arbeit auf. Ihr erster Schulleiter Helmut Rebscher (1928–2001) lenkte ihren Aufbau und ihr Geschick bis 1991. Die Anfänge sind klein und bescheiden, aber bürgernah und vor allen Dingen für die Eltern bezahlbar: Acht Lehrkräfte unterrichteten an acht Zweigstellen die Fächer Klavier, Blockflöte, Gitarre, Violine, Gambe und Trompete. Die Schülerzahl stieg bereits nach einem Jahr auf rund 1.000 an, die Anzahl der Lehrkräfte auf 18. 1966 wurde die Musikschule in einen Verein umgewandelt und nannte sich bis 1980 "Sing- und Jugendmusikschule e.V.".

Anfang der 1980er Jahre kam die "Sing- und Jugendmusikschule" wieder in die Obhut der Stadt zurück. Dem Schulverwaltungsamt angegliedert hieß sie fortan "Städtische Musikschule Ludwigshafen". Als diese etablierte sie sich. Konzertreihen wie die jährliche "Musikschulwoche" oder "Stadtteilkonzerte" dokumentierten ihre erfolgreiche Arbeit ebenso wie Preise bei "Jugend musiziert". Die regionale Organisation und Durchführung des Wettbewerbs liegt indes auch in den Händen der Schule.

Das Fächerangebot erweiterte sich um Musiktherapie, klassischen Sologesang und Keyboard. Der Kinderchor "Pfingstspatzen" gab sein Debüt, die Orchesterarbeit profilierte sich. Ein "Tag der offenen Tür" fand großen Anklang und wird später zur jährlichen Tradition. 1988 erhielt die Schule mit Attila Deseö einen stellvertretenden Schulleiter.

Kontinuierlicher Wachstum in den 1990er Jahren

1991 trat Helmut Rebscher in den Ruhestand. Zum gleichen Zeitpunkt erfolgte der Umzug in das eigene Gebäude am Friedrich-Wilhelm-Wagner-Platz. Mehr Platz und mehr Geld, das auch in Form von öffentlichen Geldern floss, schufen Entfaltungsmöglichkeiten für die Musikschule.

Der neue Schulleiter Attila Deseö, gebürtiger Budapester, erfahrener Klarinettist und vielseitiger Musikpädagoge, verfolgte den weiteren Ausbau mit Nachdruck. 1991 wurde der Förderkreis gegründet und die erste Musikschulzeitung herausgegeben, 1992 das erste Musikschulfest veranstaltet. Eine Elternvertretung stellte die Verbindung zwischen Schule und Elternhaus her. Volker Hafner wurde 1992 stellvertretender Schulleiter.

Weitere Meilensteine

1992 entstand der neue Fachbereich "Popularmusik" und die Abteilung Begabtenförderung und Studienvorbereitung.

Orchesterfreizeiten und Auslandsreisen bereichern und intensivieren seither die Musikschularbeit. Die Pflege von Städtepartnerschaften wurde zum Anliegen. Höhepunkte sind im Jahr 1997 die Reise der Rockband nach Sumgait, und die des Sinfonieorchesters nach Lorient, sowie 2002 eine Fahrt des Kammerorchesters nach Havering.

Ziel der Schulleitung ist es auch, die pädagogische Arbeit durch Fachkonferenzen, Arbeitskreise, Workshops und Lehrerfortbildungen zu intensivieren.

Die Organisation der Schule wurde 1998 durch drei Bezirksleiterstellen erweitert, um die Zusammenarbeit mit den allgemeinbildenden Schulen und Kindergärten in den Stadtteilen und die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken.

Im Jahr 2004 feierte die Städtische Musikschule ihren 40. Geburtstag mit einer Reihe von hochkarätigen Veranstaltungen.

Eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre wird sein, das Angebot der Musikschule unbeschadet der Sparzwänge, die der städtische Haushalt auferlegt, aufrecht zu erhalten und den hohen Qualitätsstandard zu erhalten.