Es waren katholische Nonnen, die in Ludwigshafen die Initiative ergriffen und in den 1920er Jahren eine Bildungsanstalt für Mädchen gründeten. Bis heute ist am Gebäude die für damalige Verhältnisse fortschrittliche Architektur zu erkennen. Doch den Nationalsozialisten war die Privatschule ein Dorn im Auge, gegen die Politik der Verdrängung waren die Katholikinnen am Ende machtlos.

Der Ursprung des Geschwister-Scholl-Gymnasiums lässt sich bis in das Jahr 1875 zurückverfolgen, als sich in Ludwigshafen eine Bürgerinitiative zur Gründung einer höheren Unterrichtsanstalt für Mädchen formierte.Zu diesem Zeitpunkt existierte das Gebäude allerdings noch gar nicht, die Schule mit anfangs rund 60 Schülerinnen war in verschiedenen Gebäuden der Ludwigshafener Innenstadt untergebracht, zuletzt im Gründerzeitenbau in der Bismarckstraße neben der Kirche St. Ludwig. Doch hier wurde der Raum für die steigende Zahl an Schülerinnen knapp.

Ludwigshafen braucht eine Schule

Um der Raumnot zu begegnen und die katholische Mädchenbildung zu fördern, beantragte die Generalpriorin der Dominikanerinnen des Klosters St. Magdalena in Speyer im Sommer 1924 beim Kultusministerium in München die Genehmigung zur Errichtung einer Schule für Mädchen. Der Grund war, dass zu dieser Zeit rund 200 Ludwigshafener Schülerinnen aus Platzgründen die höhere Mädchenschule „Luiseninstitut“ in Mannheim besuchen mussten. Daher war man bestrebt, vor Ort eine Lösung zu finden. Die Pläne sahen vor, zu Ostern 1927 den ersten Bauabschnitt zu beenden,um darin den Unterricht mit den sogenannten Unterklassen zu beginnen. In den darauffolgenden Jahren sollten weitere Bauabschnitte den Raum für eine höhere Mädchenschule, eine Frauenschule und einem neunklassigen Mädchenlyzeum mit Internat geben. Die Baugenehmigung wurde im Dezember 1925 vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus erteilt, der Spatenstich erfolgte im Juli 1926.

Neue Formensprache

Die Pläne entworfen hatten Albert Boßlet und Karl Lochner, die gemeinsam ein Architekturbüro in Ludwigshafen betrieben. Sie entwarfen ein kubisch gegliedertes Gebäude, das linear und funktional wirkte. Bestimmt wurde der Bau durch das Fehlen schmückender Elemente, vielleicht auch aus der Absicht heraus entstanden, Disziplin und geistige Konzentration in das Zentrum der Architektur zu stellen und spielerische Elemente außen vor zu lassen. Stilistisch flossen die Ideen des Bauhaus und der expressionistischen Architektur zusammen. Das war für die 1920er Jahre fortschrittlich, hatte man sich doch für die Formensprache einer noch recht jungen Architekturschule entschieden, die Sachlichkeit propagierte und sich vom repräsentativen Baustil des Großbürgertums absetzte.Tatsächlich war das Schulgebäude großzügig ausgestattet, im Erdgeschoss befanden sich eine Turnhalle, eine Aula mit Schaubühne und Kino-Einrichtung, außerdem ein Zeichensaal und Musikräume sowie ein Physik- und Handarbeitssaal.

Der Unterricht beginnt

Das Schuljahr begann offiziell im April 1927 im „Mädchenlyzeum und Höhere Mädchenschule der Dominikanerinnen in Ludwigshafen a. Rh.“. Dass dies zur richtigen Zeit geschah, ließ sich auch an den steigenden Zahlen der Schülerinnen ablesen, die kurz nach Inbetriebnahme der Schule schon bei 260 lag. Zuvor war die Generalpriorin der Dominikanerinnen um offizielle Erklärung gebeten worden, dass sich der Unterricht auch an die geltenden staatlichen Lehrpläne hält, wie dies für von religiösen Orden gegründete Privatschulen laut Bayerischem Konkordat von 1925 vorgeschrieben wurde. Noch im selben Jahr erteilte das Kultusministerium die Genehmigung, ein Realgymnasium einzurichten, das zum Abitur und somit zur Studienberechtigung führte. Im Schuljahr 1933/34 wurde sogar noch eine sogenannte Haustöchterschule angegliedert.

Verlust in der NS-Zeit

Obwohl der Abschluss des Reichskonkordats vom Juli 1933 religiösen Orden nach wie vor das Recht einräumte, Privatschulen zu unterhalten, wurden allmählich Maßnahmen wirksam, die eine nationalsozialistische Ausrichtung und eine Gleichschaltung der Privatschulen durchsetzten. Ein Erlass des Reichsministeriums für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung von 1938 bestimmte, dass Privatschulen nur dann zulässig waren, wenn staatliche Schulen ihrem Aufrag nicht mehr nachkommen konnten. Zudem wurden privaten Trägern auch die finanziellen Mittel knapp, denn Zuschüsse erhielten nunmehr nur Schulen, die nachweislich eine Erziehung im Sinne der Nationalsozialisten leisteten, außerdem wurden ab 1936 nur noch staatliche und gemeindliche Schulen von der Umsatzsteuer befreit. Erschwerend hinzu kam, dass Speyerer Lehrerinnenseminar, dessen Träger St. Magdalena war, ab Mitte der 1930er Jahre eine Nachwuchskräfe mehr ausbilden durfe. Dadurch brachen dem Kloster Einnahmen weg und die finanzielle Situation der Dominikanerrinnen in Speyer wurde zunehmend prekär. Das hatte auch Auswirkung auf die Schule in Ludwigshafen, denn der für den Bau aufgenommene Kredit konnte kaum noch bedient werden. Die Stadt Ludwigshafen zeigte Interesse, die Schule zu erwerben und es kam zunächst zu Verhandlungen. Selbst der Einsatz zahlreicher Eltern, die Schule durch Geldspenden zu erhalten, scheiterte. Hinzu kam 1938 eine Bekanntmachung vom Kultusministerium, die konfessionell geprägten Schulen keinen Raum mehr ließ – die NS-Ideologie sollte ungehindert im Unterricht durchgesetzt werden. Den Dominikanerinnen blieb keine andere Wahl,
ihre Schule in Ludwigshafen musste zu Ostern 1938 schließen. Die Stadt enteignet schließlich das Gebäude, um dort ein staatliches Mädchenlyzeum
einzurichten. Dadurch wurden die Nonnen zwar einerseits die immensen Schulden beim Kreditinstitut in der Schweiz los, andererseits jedoch blieb nichts als ein kleiner Betrag zur Entschädigung für das Inventar und die entstandenen Unkosten. Ihre Schule war für sie verloren.

Zerstörung und Wiederaufbau

Im September 1943 wurde während Bombenangriffen das Gebäude beschädigt, die Klassen mussten außerhalb Ludwigshafens in andere Gemeinden unterrichtet werden. Es folgte der Wiederaufau. Die markanteste Veränderung betrifft wohl den Anbau entlang der Roonstraße, der 1959 eingeweiht wurde und der sich architektonisch vom Stil des Hauptgebäudes unterscheidet. Schließlich entstand Mitte der 1960er Jahre noch ein Anbau entlang der Hans-Sachs-Straße. Ihren heutigen Namen erhielt die Schule 1964, ab 1978 wurden Jungen in den Unterricht mit aufgenommen.