Die Industrie- und Handelskammer für die Pfalz wurde vor 175 Jahren in Kaiserslautern gegründet. 35 Jahre später wurde die erste ständige Geschäftsstelle in Ludwigshafen eingerichtet. Nachdem sie mehrmals das Gebäude wechseln musste, fand sie ihren endgültigen Sitz am Ludwigsplatz.

Man könnte es als Ironie der Geschichte bezeichnen, dass die Industrie- und Handelskammer für die Pfalz ausgerechnet durch eine Verordnung des bayerischen Staates vom 19. September 1842 ins Leben gerufen wurde, steht sie doch für die Idee wirtschaftlicher Selbstverwaltung und unternehmerischer Interessenvertretung. Der Zeitgeist schien zunächst gegen eine Genehmigung zu sprechen, war doch der Gedanke einer liberalen Institution der bayerischen Regierung suspekt. Doch die Beharrlichkeit ihrer Befürworter zahlte sich letztendlich aus, denn die Absicht hinter der Einrichtung von Handelskammern war eine kooperative: die Regierung in der Förderung des Handels und Gewerbes zu unterstützen und mögliche Hindernisse für deren Entwicklung zu beseitigen.

Die Handelskammer wird gegründet

Im April 1843 konnte das „Königlich-Bayerische Amts- und Intelligenzblatt für die Pfalz“ auf der Titelseite feierlich verkünden, dass König Ludwig I „sich allergnädigst bewogen gefunden“, die Bildung
einer Handelskammer für die Pfalz mit Sitz in Kaiserslautern zu genehmigen. Ihr gehörten zunächst 15 Mitglieder aus verschiedenen Städten an, die lokale Interessen vertraten, darunter unter anderem Neustadt a. d. Weinstraße, Frankenthal und Speyer. Dem Ministerium des Innern in München war jährlich ein Hauptbericht über die Verhältnisse und Bedürfnisse des Handels, des Gewerbes und der Industrie vorzulegen. Ludwigshafen, das damals gerade einmal 90 Einwohner hatte, war noch nicht vertreten, und das Vorhaben, auch hier eine Kammer einzurichten, scheiterte zunächst – doch das sollte sich ändern. Im April 1855 erschien eine bayerische Verordnung zur Einführung einer Kreis-Gewerbe- und Handelskammer für die gesamte Pfalz. Sie hatte die Interessen der Wirtschaft im ganzen Regierungsbezirk wahrzunehmen. 1856 schließlich war Ludwigshafen, seit drei Jahren selbstständige Gemeinde, nun ebenfalls vertreten. Ab 1857 trat die neue Kammer sogar jährlich in der jungen Stadt zusammen.

Ständiger Sitz in Ludwigshafen

Im Januar 1878 wurde die erste ständige Geschäftsstelle in Ludwigshafen eingerichtet. Sie fand ihren ersten Sitz im Gasthaus „Zum Anker“. Das Gebäude war rund sechs Jahre zuvor an der Stelle des alten Ankerhofes bei der Kreuzung Ludwigstraße / Kaiser-Wilhelm-Straße errichtet worden. Allerdings wechselte das Anwesen recht bald den Besitzer, und bereits im September 1879 wurde das Mietverhältnis aufgelöst. In der darauf folgenden Zeit musste die Kammer mehrmals umziehen, da die jeweiligen Anwesen verkauft wurden und kein sicheres Mietverhältnis möglich war – zu dieser Zeit betrug die Kündigungsfrist für den Vermieter nicht selten nur einen Monat. In Anbetracht der Lage wurde der damalige Präsident der Kammer, Franz Ritter von Wagner, nach eingehender Prüfung der Finanzlage durch Beschluss der Plenarversammlung 1904 ermächtigt, ein geeignetes Anwesen zu erwerben. Allerdings unter der Auflage, dass die Kosten die Summe von 130.000 Mark nicht überschreiten, was auch gelang. Fündig wurde die Kammer am Ludwigsplatz: Im Juli 1904 kaufte man das Klingenburg’sche Anwesen, das die Erben des Kaufmanns Klingenburg, einer der ältesten und bedeutendsten Handelskaufleute in Ludwigshafen, zum Preis von 120.000 Mark veräußerten. Das Haus war ursprünglich für privates Wohnen geplant, leichte bauliche Veränderungen jedoch ermöglichten die gewerbliche Nutzung.

Zerstörung und Wiederaufbau

In der Nacht vom 5. auf den 6. September 1943 fielen Bomben auf Ludwigshafen, ein Großteil der Innenstadt war zerstört, darunter auch das IHK-Gebäude, das fast völlig ausbrannte. Unstete Zeiten brachen an. Die Kammer wurde teilweise nach Neustadt a. d. Weinstraße verlegt, der in Ludwigshafen
verbliebene Teil musste durch weitere Kriegszerstörungen immer wieder die Unterkunft wechseln – die letzten Kriegsmonate wurden gar in Kellerräumen eines Hauses in der Bismarckstraße verbracht. Die unsichere Situation bezüglich der Unterkunft setzte sich auch nach Kriegsende fort, bis schließlich der Entschluss gefasst wurde, das völlig zerstörte Gebäude am Ludwigsplatz wieder aufzubauen. Im Sommer 1948 begannen die Arbeiten, mit der Planung wurde der Ludwigshafener Architekt Wilhelm Schwilling beauftragt. Schließlich konnte am 28. März 1952 der Neubau der Kammer feierlich eingeweiht werden. „Mit dem Gebäude erhielt die Hauptgeschäftsstelle in Ludwigshafen wieder eine Unterkunft, die der Bedeutung der pfälzischen Wirtschaft und dem Ansehen der Kammer würdig ist“, schrieb der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Dr. A. Kopsch 1952 im Pfälzischen Industrie- und Handelsblatt.