Mit dem Ausbau des Altrheingrabens in den 60er Jahren wurde der relativ naturnahe Verlauf zerstört und das Gewässer in ein enges Bachbett mit steilen Uferböschungen gedrängt. Der Graben hat eine schlechte Wasserqualität und ist in weiten Bereichen durch landwirtschaftliche Nutzung und Nährstoffeinträge beeinträchtigt.

Seit Anfang der 1990er Jahre bemüht sich die Stadt Ludwigshafen gemeinsam mit der Stadt Frankenthal um eine Renaturierung des Altrheingrabens. Insgesamt wird die Umsetzung des Projektes auf vier Bauabschnitte aufgeteilt. Am 22. Juli 2014 setzten Bau- und Umweltdezernent Klaus Dillinger und der Frankenthaler Bürgermeister Martin Hebich symbolisch den Spatenstich für den ersten Bauabschnitt.

Beschreibung Gesamtprojekt

Auf rund sechs Kilometern Länge wird im Rahmen der geplanten Maßnahmen der vorhandene Graben in Teilbereichen mit einem leicht mäandrierenden Verlauf von der Bebauung abgerückt. Insgesamt werden rund 12 Hektar Fläche naturnah gestaltet. Überwiegend auf ehemaligen Ackerflächen entstehen ein naturnaher Grabenverlauf, extensive Wiesenflächen und Gehölzbestände.

Die Eingriffe in die bestehenden Biotope werden weitgehend minimiert da der bisherige Graben als Altarm weitgehend erhalten bleibt. Lediglich im Bereich nördlich des Glockenlochs (Bocksbrücke) bis zum Regenrückhaltebecken wird auf einer Strecke von circa einem Kilometer das Gelände modelliert und ein Teil des Altrheingrabens zum Sammelgraben umgebaut. Dies ist die einzige Möglichkeit die Anwohnerinnen und Anwohner vor Hochwasser zu schützen und ist Ergebnis der Ereignisse der Jahre 2001 bis 2003. Die Privatgärten und einige Teilbereiche der Bebauung sind derzeit Überflutungsbereiche. Durch die geplante Geländemodellierung soll dies zukünftig verhindert werden.

Insgesamt wird die Umsetzung des Projektes auf vier Bauabschnitte aufgeteilt. Durch diese abschnittsweise Umsetzung ist gewährleistet, dass betroffene Tierarten ausweichen und neu entstehende Lebensräume wiederbesiedeln können. Die wenigen durch die Bauarbeiten betroffenen Vegetationsbestände werden ausgeglichen. Mit dieser Planung wurde ein sinnvoller Kompromiss zwischen Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Naturschutz gefunden.

Das Projekt wird von Naturschutzbeiräten beider Städte und von den Naturschutzverbänden ausdrücklich begrüßt.

Erster Bauabschnitt

Der erste Bauabschnitt erstreckt sich von der Bebauung "Zinkig" im Norden bis zum Sommerwaasengraben im Süden. Da der größte Teil der Flächen im ersten Bauabschnitt auf Frankenthaler Gemarkung (Studernheim) liegt, übernimmt die Stadt Frankenthal für die Ausführung dieses Bauabschnittes die Federführung. Im Rahmen der Planungen zu der Gewässerentwicklungsmaßnahme wurde unter anderem ein Grundwassergutachten erstellt sowie eine umfangreiche Bodenuntersuchung durchgeführt, die in der Ausführungsplanung Berücksichtigung fanden. Die weiteren Bauabschnitte, die erst später realisiert werden, betreffen vornehmlich das Gebiet der Stadt Ludwigshafen.

Beschreibung

Durch eine naturnahe Umgestaltung des Bachbetts und die Schaffung eines leicht mäandrierenden Verlaufs soll die Strukturgüte des Gewässers verbessert und zusätzlicher Retentionsraum geschaffen werden. Die Uferlinie ist möglichst buchtenreich mit einer kleinteiligen Verzahnung von Wasser- und Landflächen auszubilden, um möglichst ausgedehnte ökologisch wichtige Wasserwechselzonen zu erhalten. Die neuen Uferböschungen sind daher mit unterschiedlichen Neigungen vorgesehen.

Unter dem Leitbild einer "weitgehend verlandeten, breiten Abflusssenke mit flachen, stark abgeschrägten Böschungen" sollen am Altrheingraben Abschnitte mit natürlicher Gewässerentwicklung und verbesserter ökologischer Qualität entstehen.

Abschnitte

Edigheim, nördlich Glokenloch (Bocksbrücke)

Im Bereich der Zinkig-Bebauung in Edigheim wird das Gewässerbett in Richtung Westen auf Frankenthaler Gemarkung verlegt. Durch das Abrücken von der Bebauung kann der Altrheingraben einen leicht mäandrierenden Verlauf erhalten. Das neue Gewässerprofil wird aufgeweitet und mit wechselnden Böschungsneigungen angelegt. Das alte Gewässerbett wird größtenteils aufgefüllt, bleibt jedoch in Form eines Sammelgrabens erhalten.
Die Bebauung wird vor dem Bemessungshochwasser durch eine Verwallung zum Gewässerbett hin geschützt. Seitlich des Sammelgrabens wird ein Unterhaltungsweg angelegt. Ferner wird durch den Einbau einer Spundwand nördlich der Bocksbrücke der Hochwasserschutz deutlich verbessert.

Südlich Glockenloch (Bocksbrücke)

In diesem Bereich ist eine mäandrierende Linienführung auszubilden. Südlich der Glockenlochstraße wird zunächst eine Verlegung nach Osten vorgenommen. Im weiteren Verlauf nach Süden wird der Altrheingraben weitgehend auf Flächen der Stadt Frankenthal nach Westen verlegt. Das neue Gewässerprofil wird hier ebenfalls aufgeweitet und mit wechselnden Böschungsneigungen angelegt. Der bestehende Altrheingraben wird nur teilweise verfüllt und bleibt als Altarm erhalten. Im südlichen Bereich, nördlich des Sommerwaasengrabens, bleibt der Graben im derzeitigen Bett. Es werden hier großflächige Uferabflachungen durchgeführt. Die Böschungen werden mit wechselnder Neigung angelegt

Begrünung

Die zukünftige Begrünung am Altrheingraben dient der Entwicklung einer gewässertypischen Vegetation, wobei der Erhalt wertvoller Pflanzenbestände besonders berücksichtigt wurde.

Im ersten Bauabschnitt sollen circa 100 heimische Laubbäume unter anderem als landschaftsbildwirksame Gruppen oder Reihen entlang des Grabens beziehungsweise des angrenzenden Fahrweges gepflanzt werden. Ein Teil der vorgesehenen Gehölzflächen wird als Ufersicherung angelegt. Alle neu entstehenden offenen Flächen erhalten eine Ersteinsaat mit einer gebietsheimischen, kräuterreichen Wiesensaatgutmischung, die an den jeweiligen Standort angepasst ist. Die Flächen sollen extensiv gepflegt und zum Teil als extensives Grünland genutzt werden.

Die in der unmittelbaren Umgebung vorhandenen gewässertypischen Vegetationsbestände sollen erhalten und deren Verbreitung gefördert werden. Gleichzeitig soll das dort vorhandene Artenpotential zur Entwicklung naturnaher Flächen am Altrhein genutzt werden.

Ein Teil der Flächen soll daher sich selbst überlassen und nur in größeren Abständen durchforstet werden. Des Weiteren sind Findlinge, Baumstubben, Stein- und Totholzhaufen als Elemente zur Strukturanreicherung vorgesehen, die ebenfalls die Ansiedelung von Pflanzen- und Tierarten fördern.