Walter L. Brendel verstorben

"Würde ich auf Papier oder Leinwand das bringen, was das Leben beinhaltet und aussagt – es wäre schrecklich – darum suche ich lieber eine Welt die befreit und beglückt", so Walter L. Brendel 1951 in einem Brief an seine Frau Clara. 1923 in Ludwigshafen am Rhein geboren, absolvierte er zunächst eine Malerlehre, bevor er noch während des Krieges den Sprung vom Handwerk in die Kunst wagte. Wie viele Kollegen seiner Generation konnte er die schrecklichen Erlebnisse des Krieges – Brendel wurde in Russland schwer verwundet – nur in der Lossagung von der gegenständlichen Welt verarbeiten.

Seine abstrakten Arbeiten aus den 1950er Jahren bewegen sich irgendwo zwischen Paul Klee, Ernst Wilhelm Nay und Willy Baumeister, zunehmend kommen auch Einflüsse der französischen Tachisten hinzu.

Von Anfang an allerdings, und vielleicht hat dies auch mit seiner Herkunft aus einem Maler-betrieb zu tun, spielt das Material Farbe eine wichtige Rolle und beschäftigt ihn immer mehr. In den 1960er Jahren, zeitgleich mit den französischen Nouveaux Réalistes wie Arman, Jean Tinguely oder Daniel Spoerri, dringt die gegenständliche Wirklichkeit über das Material wieder in seine Kunst ein: Farbtuben und -töpfe, Pinsel, Malerpapiere und andere Utensilien, die für die Malerei nötig sind, werden auf die Leinwand appliziert und als wirkliche Gegen-stände zum Bildgegenstand. Schließlich finden auch technische Gegenstände wie Zahn-räder, Schrauben, oder Motorteile Eingang in seine Bilder und oszillieren zwischen ihrer eigenen Gegenständlichkeit und
einer Bildhaftigkeit, indem sie sich zu Gesichtern und anderen Formationen zusammenschließen. Solche Technikcollagen wiederum übersetzte er dann auch wieder zurück in gemalte Zahnrad-Figuren, die zum Teil ein wenig an Keith Haring erinnern.

Das Wilhelm-Hack-Museum widmete ihm 1980, 1994 und 2003 große Ausstellungen, auch in der Sammlung ist Walter Brendel reichlich vertreten. Das Wilhelm-Hack-Museum und die Stadt Ludwigshafen hat ihm aber über seine Kunst hinaus noch viel mehr zu verdanken. Als Freund und passionierter Kunstliebhaber mit unbestechlichem und sicherem Auge beriet er Wilhelm Hack beim Aufbau seiner Sammlung – Meisterwerke wie etwa Robert Delaunays "Formes Circulaires" hatte Brendel mit seiner Spürnase für Hack entdeckt. Und als gebürtiger Ludwigshafener gab Brendel schließlich den entscheidenden Anstoß für die Schenkung Wilhelm Hacks an die Stadt Ludwigshafen. Voller Leidenschaft für die Kunst, streitbar und nicht immer ganz einfach, blieb er der Stadt und ihrem Museum, mit dem er sich vollkommen identifizierte und für das er sich immer wieder einsetzte, bis zum Schluss lebhaft verbunden. 2010 verlieh ihm das Land Rheinland-Pfalz die Slevogt-Medaille für seine großen Verdienste als Künstler und Kunstvermittler.

Am 14. Januar 2013 verstarb er nun, kurz vor seinem 90. Geburtstag in Prien am Chiemsee, wo er seit Mitte der 40er Jahre sein Domizil hatte.

Kontakt:

Wilhelm-Hack-Museum, Theresia Kiefer, M.A., Berliner Straße 23, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Telefon 0621 504-3403 -3411, E-Mail: theresia.kiefer@ludwigshafen.de.