"Luxus in LU? Persönliche Kostbarkeiten und individuelle Lebensqualitäten in Zeiten von Corona" – eine partizipative Reihe des Stadtmuseums Ludwigshafen

Spätestens mit dem sogenannten Shutdown oder auch Lockdown Anfang März 2020 hatte die Corona-Pandemie Deutschland erreicht. Die Folgen waren nicht nur wirtschaftlicher und organisatorischer Natur, vom Arbeiten im Homeoffice, der Schließung von Geschäften, Gaststätten, Kitas oder Schulen bis zur Situation im Gesundheitswesen um nur einige Beispiele zu nennen. Sie führten auch zu bisweilen tiefgreifenden Veränderungen im sozialen Leben. Was plötzlich vor allem notwendig wurde, war der Rückzug von Familien oder alleinstehenden Menschen auf sich selbst – eine für das Leben im 21. Jahrhundert von heute auf morgen vollkommen ungewohnte und teilweise schwer zu bewältigende Situation.

Gut zehn Woche später, also ab etwa Mitte Mai, wurden die restriktiven Verhaltensregeln nach und nach gelockert. Verstärkt setzte die Diskussion um die mit den Lockerungen verbundenen Risiken ein. Der Lockdown und seine Folgen stehen im Fokus der öffentlichen Debatte, die auch jetzt, Anfang Juli 2020 noch andauert – und genau wie die Corona-Pandemie auch weiter große Teile des Zusammenlebens bestimmt. Einig sind sich alle Beteiligten, dass die Bundesrepublik im Vergleich zu ihren Nachbarstaaten die Pandemiefolgen bisher gut bewältigen konnte.

Relativ früh begannen viele Stadtmuseen in Deutschland, die Bürger*innen ihrer Städte aufzufordern, individuelle "Corona-Erlebnisse" möglichst zeitnah zu dokumentieren und diese für Bild-, Text- und Tonarchive ihrer Kommunen zur Verfügung zu stellen, mit denen auch künftige Generationen einen Eindruck von den Folgen der Virusausbreitung gewinnen sollen, der über die reine Statistik hinausreicht.

So überlegte sich auch das Stadtmuseum Ludwigshafen, wie man Eindrücke, Erlebnisse und Veränderungen aufgrund der Corona-Pandemie durch Beiträge von Bürger*innen Ludwigshafens sammeln könnte. Doch der Fokus sollte, nicht zuletzt, um Hoffnung zu machen und Zuversicht zu verbreiten, eher auf den möglichst positiven Aspekten des "Shut- oder Lockdowns" liegen. So entstand die Idee, eine Dokumentationsreihe zu initiieren unter der Klammer "Luxus in LU? Persönliche Kostbarkeiten und individuelle Lebensqualitäten in Zeiten von Corona". Dem Fragezeichen könnte ein Ausrufezeichen folgen in Form eingereichter Beitragsideen an das Stadtmuseum Ludwigshafen für zumindest einmal das kommende halbe Jahr.

Den Anfang macht nun ein Beitrag von Giuseppina Goduto, die mit ihrer Familie im Stadtteil Hemshof wohnt und ursprünglich aus Italien nach Deutschland eingewandert ist. Ihr "Herzensthema" war das Sicherstellen der ausreichenden Ernährung ihrer Familie bei sich zuhause, während sich Phänomene abspielten, die man sofort – in Anlehnung an den Zweiten Weltkrieg – als Hamsterkäufe bezeichnete, geradezu hysterische Zustände in vielen Supermärkten, als weite Teile der deutschen Bevölkerung innerhalb weniger Tage meinten, sich zuhause riesige Vorräte an Gegenständen wie Toilettenpapier, Seifen, Nudeln oder auch Essen in Dosen anlegen zu müssen, die für einen diffus langen Zeitraum ihre Angehörigen unabhängig von den Angeboten der Märkte "durchfüttern" würden. So stieg beispielsweise im Hemshof, einem Stadtteil mit einer relativ hohen Dichte an Menschen unterschiedlicher Herkunftskulturen, der Preis für ein Stück Hefe mit teils grotesken Folgeerscheinungen.

Giuseppina Goduto, die bereits über Wochen die Schreckensnachrichten aus ihrem Heimatland Italien verfolgt hatte, fing daher schon im Januar mit den Versuchen an, ihre eigene Hefe herzustellen, um vor allem stets genügend Brot für ihre Familie zur Verfügung zu haben. Ende März klappte es dann und "Hope", die Mutterhefe, war einsatzfähig.

Im Gespräch mit Stadtmuseumsleiterin Regina Heilmann berichtete Giuseppina Goduto in einem Anfang Mai geführten Interview von ihren Erfahrungen mit Mutterhefe, brachte diese in Gläsern mit verschiedenen Wachstumsstadien als Studienobjekte mit, stellte ihre Facebook-Seite zur Verfügung und fertigte ein Back- und Kochbuch an, das auf Rezepte speziell mit Mutterhefe fokussiert ist. Das Ergebnis ist ein rund 18-minütiges Video, das nach dem chronologischen Ablauf einer Facebook-Seite von der Vergangenheit in die Gegenwart "gescrollt" wird und den Zeitraum von Ende März bis Mitte Mai umfasst. Dort ist allerdings noch kein Ende der neuen Leidenschaft von Giuseppina Goduto in Sicht. Aus rechtlichen Gründen kann die oftmalige musikalische Umrahmen in Form italienischer Popsongs, die auf Facebook gestattet ist, im Video nicht wiedergegeben werden. Dennoch kommt man an so mancher Stelle ins Schmunzeln und genau das ist – in diesen schwierigen Zeiten – auch einmal gestattet und heilsam. Das Video kann unter www.ludwigshafen.de/lebenswert/stadtmuseum angeschaut werden.

Das Stadtmuseum richtet sich mit diesem ersten Beitrag ab jetzt an Bürger*innen Ludwigshafen, sich mit vergleichbaren Geschichten zu melden, aus denen Videos oder Podcasts mit einer Länge zwischen 15 und 25 Minuten entstehen sollen. Das Team des Stadtmuseums um Museumsleiterin Dr. Regina Heilmann freut sich über Beiträge und steht unter der E-Mail-Adresse stadtmuseum@ludwigshafen.de oder telefonisch während der Öffnungszeiten des Stadtmuseums (dienstags bis samstags von 10 bis 17 Uhr) unter 0621 504-2574 zu Ihrer Verfügung.