PLUS-Gesundheitsinitiative Hepatitis C seit fünf Jahren in Ludwigshafen aktiv – Bewerbung für Innovationsfonds

Im Oktober 2015 haben sie sich zum ersten Mal gemeinsam getroffen: Unter der Federführung des Sozialdezernats der Stadt Ludwigshafen gab es den ersten Runden Tisch der PLUS-Gesundheitsinitiative Hepatitis C in Ludwigshafen. Daran nahmen Vertreter*innen der Ludwigshafener Drogenberatung, Streetworker*innen, niedergelassene Ärzt*innen der GO-LU, Ärzt*innen aus dem Klinikum Ludwigshafen, die Street Docs, Vertreter*innen von Krankenkassen, AIDS-Hilfe, dem Biopharmaunternehmen AbbVie (mit großem Forschungs- und Produktionsstandort in Ludwigshafen) und des Jobcenters teil. Sie einte damals wie heute ein Ziel: Die Versorgung der Drogengebrauchenden in Ludwigshafen zu verbessern, insbesondere im Bereich der Infektionskrankheiten wie Hepatitis C. Das Zwischenfazit: ein voller Erfolg! Denn mittlerweile kann Sozialdezernentin Beate Steeg stolz auf den 20. Runden Tisch der Ludwigshafener PLUS-Initiative blicken: "Wir haben in den vergangenen fünf Jahren große Fortschritte für unsere Klient*innen der Drogenhilfe machen können", so Steeg. "Neben der verbesserten und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten und der Umsetzung konkreter Hilfeangebote konnten wir die Therapierate unter Substituierten Jahr für Jahr steigern, zuletzt lag sie im Jahr 2019 bei 43 Prozent. So konnten wir eine Reihe von Betroffenen tatsächlich von der Hepatitis C heilen. Ein großes Dankeschön geht dabei vor allem an die Substitutionsärzt*innen und das Klinikum, die gemeinsam einen erheblichen Teil zu diesem Erfolg beigetragen haben." Die Statistik, die im Übrigen in Deutschland einmalig ist, wird zurzeit fortgesetzt, denn trotz der Pandemiebedingungen sind die Bemühungen für eine bessere Versorgung von Drogengebraucher*innen auch in 2020/21 weitergegangen.

Modellprojekt "MuT"
Darüber hinaus engagiert sich die Stadt Ludwigshafen zusammen mit weiteren Partner*innen, unter anderem dem Ärztenetzwerk GO-LU, dem Krankenhaus zum Guten Hirten, der BKK Pfalz und dem Institut für Suchtforschung an der Universität Frankfurt, um die finanzielle Förderung eines gemeinschaftlich entwickelten Projektes namens "MuT". Die Abkürzung steht dabei für "Niedrigschwellige Multimodale (Psycho-)Therapie und Hilfekoordination". Das Projekt hat die niederschwellige psychotherapeutische Unterstützung von Drogengebraucher*innen im Fokus. Da viele Menschen mit Substanzgebrauchsstörungen auch mindestens noch an einer weiteren psychischen Störung leiden, aber es nur ganz wenige schaffen, eine für sie hochschwellige Psychotherapie in Anspruch zu nehmen, wurde in einem PLUS-Arbeitskreis die Idee einer niedrigschwelligen Therapie in den Räumen der Drogenhilfe entwickelt. Die Idee dahinter: Die Betroffenen müssen für eine Psychotherapie nicht wieder in eine weitere Praxis gehen, sondern erhalten ihre Therapie bei der Drogenhilfe, deren Räume und Mitarbeitenden ihnen bereits vertraut sind. Der ehemalige Leiter der Drogenhilfe in Ludwigshafen, Hans Sahoraj, der das Projekt aus dem Ruhestand heraus mit betreut, sagt: "Wir hoffen, dass wir hier erfolgreich sind und den Zuschlag für eine finanzielle Förderung durch den Innovationsfonds des Bundes erhalten. Dies könnte zukünftig ein wichtiger Baustein in der Versorgung von psychisch kranken Drogengebraucher*innen werden, um vor allem den Substanzgebrauch zu regulieren und ‚Drehtüreffekte‘ im Gesundheitssystem zu minimieren." Seit dem 1. Juni 2021 ist die MuT-Ideenskizze beim Innovationsfonds des Bundes eingereicht. Im vierten Quartal wird entschieden, ob "MuT" eine Chance auf einen Vollantrag hat. Ziel wäre die Durchführung und Evaluierung des MuT-Projekts über zwei Jahre hinweg. Falls dieses Projekt erfolgreich sein sollte, könnten die MuT-Leistungen gegebenenfalls einen neuen Baustein im Gesundheitssystem darstellen und von den Krankenkassen übernommen werden. Dies wäre eine Innovation "made in LU".

Über Hepatitis C und die PLUS-Initiative
Die Erkrankung Hepatitis C, die zum Beispiel über ein unsauberes Spritzenbesteck oder unhygienisch gestochene Tattoos verbreitet wird, kann unbehandelt zum Tod führen. Darüber hinaus ist jede*r Infizierte eine potenzielle Gefahr für Freunde und Familie. Denn das Fatale dieser Krankheit sind die unspezifischen Symptome, wodurch die Infektion oft nicht sofort diagnostiziert wird. Da es seit einigen Jahren neue, effektive und gut verträgliche Therapien gegen die Infektion gibt, die in praktisch allen Fällen zu einer völligen Heilung führen, war es allen Teilnehmer*innen des Runden Tisches daran gelegen, die Aufklärung über die Erkrankung zu fördern und die Zugänge zu Beratung wie auch Therapie zu ermöglichen.

Über die Runden Tische der PLUS-Initiative, die durch AbbVie initiiert wurde, konnten alle, die medizinisch und sozial an der Versorgung von Drogengebrauchenden beteiligt sind, konstruktiv und partnerschaftlich an konkreten Projekten und Schnittstellen arbeiten. Neben der Entwicklung von eigens für die Klient*innen konzipierten Informations- und Aufklärungsmaterialien kamen neue Ideen für tagesstrukturierende Maßnahmen in der Drogenhilfe hinzu, aber auch Unterstützung für Ärzt*innen, die die Therapien einsetzen wollen. Auch Krankenkassen haben sich hier engagiert.
Die PLUS-Initiative in Ludwigshafen kann also nicht nur auf bereits fünf erfolgreiche Jahre interdisziplinärer Zusammenarbeit zurückblicken, sondern hat auch ehrgeizige Ziele für die Zukunft. Im Blick bleibt dabei immer das gleiche Ziel: Zusammen die Versorgung von Hepatitis-C-erkrankten Drogengebrauchenden zu verbessern.