Aus dem Schatten ins Licht – starke Frauen aus 1.000 Jahren Pfälzer Geschichte

Mit einer weiteren Ausstellung ist das Stadtmuseum Ludwigshafen vom 26. März bis 24. Juni 2022 in der Volkshochschule im Bürgerhof (VHS) zu Gast. "Aus dem Schatten ins Licht – starke Frauen aus 1.000 Jahren Pfälzer Geschichte" stellt schlaglichtartig die Lebensbedingungen und Leistungen von 23 ausgewählten Frauen aus gut 1.000 Jahren Geschichte dar. Alle porträtierten Frauen haben einen Bezug zur Pfalz oder zu Gebieten, die historisch einmal mit der Pfalz verbunden waren. Die vorgestellten Frauen stehen exemplarisch für viele andere, meist namenlos gebliebene Heldinnen der Ereignis- und Sozialgeschichte. Die bebilderten Ausstellungstexte werden bereichert durch Gewänder aus dem historischen Kostümfundus des Nationaltheaters Mannheim. Die Präsentation wird ergänzt durch ein abwechslungsreiches Begleitprogramm, organisiert von der VHS Ludwigshafen, Gastgeberin der Ausstellung.

Eröffnet wird "Aus dem Schatten ins Licht – starke Frauen aus 1.000 Jahren Pfälzer Geschichte" am Freitag, 25. März 2022, um 18 Uhr im Vortragssaal der Volkshochschule. Beate Steeg, Beigeordnete der Stadt Ludwigshafen für Soziales und Integration, begrüßt die Gäste. Ein Grußwort spricht auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Susanne Diehl. Die Ausstellung ist eingebettet in das Programm der Stadt zum Internationalen Frauentag 2022. Weiterhin sind Grußworte von Stefanie Indefrey, Leiterin der Volkshochschule, und Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums, vorgesehen. Den Einführungsvortrag zur Ausstellung hält Dr. Charlotte Glück, Leiterin von Stadtmuseum und Stadtarchiv Zweibrücken. Um Anmeldung zur Eröffnung unter www.vhs-lu.de wird gebeten.

Zur Ausstellung
Obwohl die Gender-Forschung in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat und die Leistungen von Frauen in Politik, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Alltag in den Fokus gerückt sind, finden sich nur mühsam belastbare Hinweise auf "starke" Frauen in der Geschichte. Denn: Je weiter die Zeiten zurückgehen, desto schlechter ist die Quellenlage. Zu sehr war die Geschichtsschreibung männlich dominiert, zu sehr standen die Frauen im Schatten der Männer, zu sehr lagen ihre Leistungen in wenig öffentlichkeitswirksamen Bereichen: hinter Klostermauern, im Bereich von Haus- und Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe, Kindererziehung und Krankenpflege. Die Schriftstellerin O Zuge der Französischen Revolution 1791 eine "Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin". Es war ein langer Weg bis ihr Artikel I zur gesellschaftlichen Realität wurde: "Die Frau ist frei geboren und bleibt dem Manne ebenbürtig in allen Rechten." 1903 wurden in der damals bayerischen Pfalz zum ersten Mal Frauen zum Studium zugelassen, 1918 erhielten sie das Wahlrecht. Seit dem Grundgesetz von 1949 sind Männer und Frauen zumindest rechtlich gleichberechtigt. Allerdings brauchten Frauen noch bis 1977 die Zustimmung ihres Ehemannes, wenn sie berufstätig sein wollten. Angesichts der rechtlichen Unterordnung ist es nicht verwunderlich, dass die Lebensleistungen von Frauen entweder nicht wahrgenommen oder als selbstverständlich angesehen wurden.
"Aus dem Schatten ins Licht" wurde von den Stadtmuseen Ludwigshafen und Zweibrücken gemeinsam als Wanderausstellung konzipiert und produziert. Gegen eine Schutzgebühr kann die Ausstellung entliehen werden.

Begleitprogramm
Das Begleitprogramm zur Ausstellung ist kostenfrei, jedoch anmeldepflichtig mittels einer jeweiligen Kursnummer. Die Anmeldung erfolgt auf der Internetseite der Volkshochschule unter www.vhs-lu.de. Dort gibt es auch ausführliche Angaben zur jeweiligen Veranstaltung.

Die Termine im Einzelnen:
Freitag, 29. April, 14 Uhr: "Creating Stories – Creating yourself! Empowerment-Schreibworkshop für FLINTA*S"
FLINTAs (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche Menschen, nicht-binäre Menschen, trans Menschen und agender Menschen) erleben Diskriminierung. Die Ausstellungsmacherinnen wollen einen kreativen Raum eröffnen, um sich mit persönlichen Diskriminierungserfahrungen, aber auch mit eigenen Ideen, Wünschen und Hoffnungen zu befassen. Der Workshop richtet sich an alle FLINTAs im Alter von 14 zirka 32 Jahren. Die Leitung hat Nello Fragner, Antidiskriminierungstrainer*in mit den Schwerpunkten geschlechtlicher und sexueller Vielfalt, geschlechtergerechter Pädagogik sowie intersektionalen

Bildungsangeboten. Der Workshop findet statt in Kooperation mit Frieda-Netzwerk für lesbische, bi, trans, inter und queere Frauen*, dem Stadtmuseum und der Stadtbibliothek Ludwigshafen. Maximal 14 Teilnehmer*innen.

Samstag, 30. April, 20 Uhr: "Poetry & Party – Starke Frauen UND FLINTA*S kommen überall hin und heute gemeinsam in dem Mai!“
In Kooperation mit Frieda-Netzwerk für lesbische, bi, trans, inter und queere Frauen* und der PaisleyParty laden Volkshochschule und Stadtmuseum Ludwigshafen ein zum Tanz in den Mai in Form einer traditionellen Paisley-Party als alternative Walpurgisnacht. Im Hinblick auf gesprochene Worte, tanzbare Musik, Diskussionen und Spaß, Getränke und Fingerfood wird der Abend experimentell und üppig, unter anderem dank Isabelle Scholtes, Nello Fragner, Stefanie Lahya Aukongo, Ute Muskatewitz … und gerne weiteren Menschen, die gemeinsam feiern möchten.

Freitag, 13. Mai, 19 Uhr: "Literarische Salons – Höhepunkte einer versunkenen weiblichen Kultur – Vortrag mit musikalischer Zeitreise"
Der literarische Salon gehört zu den faszinierenden Phänomenen der europäischen Kulturgeschichte. Ihn kennzeichnet eine lange Tradition, die mehrere Epochen mit verschiedenen Blütezeiten umfasst und sich in unterschiedlicher Ausprägung auf nahezu alle Länder Europas erstreckt. Diese Salons lockten die großen Geister der Zeit an und waren zugleich "Schauplatz einer Generalprobe der Emanzipation der Frau".

-Es referiert Dagmar Krebaum. Die Musikerinnen Frauke Adomeit (Harfe) und Aslı Kılıç (Klavier) von der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz begleiten den Vortrag mit einer musikalischen Zeitreise durch die dargestellten historischen Epochen.

Donnerstag, 2. Juni, 15 Uhr: "Frühe Frauen – Bewegungen in der Pfalz"
Dr. Sabine Klapp, Historikerin und Direktorin des Instituts für Pfälzisches Geschichte und Volkskunde mit Sitz in Kaiserslautern, spricht an diesem Nachmittag über Genese, Entwicklung und Erfolge der ersten Frauenbewegungen in unserer unmittelbaren Region.
Denn auch in der Pfalz entstanden bereits im 19. Jahrhundert die ersten "Frauenvereine", um Anliegen von Frauen Gehör zu verschaffen. Einige der wichtigsten Protagonistinnen, die zum Teil erst in jüngerer Zeit (wieder-)entdeckt wurden, wird die Referentin näher porträtieren, in ihren gesellschaftspolitischen Kontext von damals einordnen und auch den Bogen zur Gegenwart schlagen.

Mittwoch, 8. Juni, 19.00: "Die Anilinierinnen – Frauen in der BASF von 1865 bis heute"
Die Entwicklung Ludwigshafens zur Industrie- und Chemiemetropole ist eng verbunden mit der Unternehmensgeschichte der 1865 gegründeten Badischen Anilin- und Sodafabrik, kurz BASF. Sie war und ist der größte Arbeitgeber der Region und "die Aniliner" als Bezeichnung für die Beschäftigten der BASF ist im umgangssprachlichen Gebrauch allgegenwärtig.                                           

Meist werden damit nur die männlichen Arbeitnehmer assoziiert. Dabei gehören erwerbstätige Frauen von Anfang an zur Geschichte der BASF.
Referentin Dagmar Krebaum zeigt in ihrem Vortrag die wechselvolle Geschichte der "Anilinerinnen" auf: Wie sah ihr Weg von der ersten Krankenschwester über Reinigungskräfte in den Laboren zu den ersten Akademikerinnen und Stenotypistinnen in der Weimarer Republik aus? Wie zwischen NS-Frauenideal und Kriegswirtschaft und nach dem Krieg, ausgehend von den Trümmerfrauen zur Emanzipation in den 60er-Jahren?
Und heute? Wie sind Frauen mittlerweile in den verschiedenen Berufsgruppen und im Vorstand vertreten? Die "Anilinerinnen" stehen eindrucksvoll für die Emanzipationsgeschichte weiblicher Erwerbsarbeit in der Industrie.

Freitag, 24. Juni, 19 Uhr: Finissage mit Rückblick und Ausblick
Vor einem geselligen Beisammensein mit Rückblick auf den Ausstellungszeitraum hält Oberstudienrat Dr. Christian Könne, Historiker und Referatsleiter für Gesellschaftswissenschaften am Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz, einen spannenden Vortrag über Verfolgungen von Menschen aus dem LSBTI*-Spektrum, jedoch auch deren Emanzipationsbemühungen und -Erfolge in der Geschichte der frühen Bundesrepublik mit einem Schwerpunkt auf Rheinland-Pfalz.

Im Anschluss gibt es Möglichkeiten zum Gesprächsaustausch. Der Vortrag ist Teil der Feierlichkeiten anlässlich 75 Jahre Bundesland Rheinland-Pfalz unter Federführung von QueerNet, dem Netzwerk von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transidenten und Intergeschlechtlichen in Rheinland-Pfalz und schlägt somit den Bogen vom ältesten Frauenporträt der Ausstellung aus dem 11. Jahrhundert zur unmittelbaren Gegenwart. (www.queernet-rlp.de)

Daten und Fakten zur Ausstellung
Laufzeit der Ausstellung: 26. März bis 24. Juni 2022
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 10 bis 17 Uhr
Zusätzliche Öffnungszeiten und kostenfreie Führungen für Gruppen oder Schulklassen ab zehn Personen können nach rechtzeitiger Voranmeldung vereinbart werden.
Geschlossen am 18. April (Ostermontag), 26. Mai (Christi Himmelfahrt), 6. Juni (Pfingstmontag) und 16. Juni (Fronleichnam)
Der Eintritt ist frei. Es gilt die aktuelle Corona-Verordnung des Landes Rheinland-Pfalz.

Kontakt Ausstellungsort und Begleitprogramm: Volkshochschule Ludwigshafen, Bürgerhof, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Telefon 0621 504-2238, Internet: www.vhs-lu.de.

Kontakt Ausstellungsverantwortliche: Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums Ludwigshafen, E-Mail: regina.heilmann@ludwigshafen.de, Internet:  www.ludwigshafen.de/stadtmuseum.