Eine Fahne kehrt zurück: Annweiler erinnert an "111 Jahre Kurhaus Trifels" und die Verbindung nach Ludwigshafen

Zurzeit ist im "Museum unterm Trifels" in der südpfälzischen Stadt Annweiler am Trifels eine Sonderausstellung mit alten Fotografien, Ansichtskarten, Souvenirs und Erinnerungsgegenständen aus den "goldenen Jahren" des örtlichen ehemaligen Kurhauses zu sehen. Doch nicht jeder weiß, wie es überhaupt zum Bau dieses imposanten Jugendstil-Gebäudes kam und welche Verbindung zur Stadt Ludwigshafen besteht.

Ein Urlaubsdomizil für Ludwigshafener Beamte
Als sich die Stadt Ludwigshafen auf ihren 50. Geburtstag im Jahr 1909 vorbereitete, entstand die Idee, ein Erholungsheim für städtische Angestellte, die in der Regel Beamte waren, zu bauen, abseits von Industrie und Lärm des Alltags einer rasant wachsenden Großstadt. Als ideales Gelände fand sich ein Areal oberhalb des Bindersbacher Tals nahe am Ortsrand von Annweiler inmitten der Südpfalz. Architekt war damals der Ludwigshafener Stadtbaudirektor Markus Sternlieb, dem Ludwigshafen eine Fülle herausragender Gebäude zu verdanken hat. Ausgestattet mit neuesten Standards wie elektrischem Licht, Badezimmern und einem Anbau für eine Kegelbahn, wurde das Jugendstilgebäude im Sommer 1911 mit über 500 geladenen Gästen eröffnet. Doch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts machten auch vor dem Erholungsheim nicht Halt – nur wenige Jahre nach seiner Eröffnung diente das Gebäude als Kriegslazarett und im zweiten Weltkrieg als Krankenhaus. Erst ab 1951 konnte der Normalbetrieb als Erholungsheim unter dem Namen "Kurhaus Trifels" für Ludwigshafener Beamte wiederhergestellt werden. In den 1970er Jahren wurde es von der Stadt schließlich veräußert. Die Ära als Erholungsheim war beendet. Hundert Jahre nach seiner Eröffnung erwarb die Baumarkt-Familie Hornbach das Anwesen, die es seither als Seminarhotel und Ort der Erholung für Urlauber betreibt.

Sonderausstellung – eine 70 Jahre alte Fahne für das Ludwigshafener Stadtmuseum
Zusammengetragen wurden die Exponate der Sonderausstellung im "Museum unterm Trifels" vom Sammler-Ehepaar Brigitte und Gérard Salmon und unter Mitwirkung des dortigen Museumsteams kuratiert und inszeniert, bis hin zum eigens vom Hotel vor vielen Jahrzehnten bedruckten Würfelzuckerpapierchen. Im Anschluss an die Laufzeit der Sonderausstellung, die am 1. November 2022 endet, geht das Sammlungskonvolut über in den Besitz des „Museums unterm Trifels“. Eine Ausnahme bildet jedoch eine große Fahne, die Museumsleiter Dr. Sven Gütermann freundlicherweise und mit Einverständnis des Sammler-Ehepaars Salmon an die Stadt Ludwigshafen rücküberantworten wollte. Die sogenannte Hissflagge in Rot-Gelb-Rot ist das größte Exponat der Ausstellung und stammt vermutlich aus den frühen 1950er Jahren. Sie zeigt das seit 1937 von Bayern zugelassene Stadtwappen in Form eines goldenen, in Rot gesenkten, Ankers.

Die Übergabe erfolgte am 9. August 2022. Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Ludwigshafener Stadtmuseums, und Dr. Klaus-Jürgen Becker, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, nahmen die Fahne in Empfang. Sie wird zunächst in einem Depot des Stadtmuseums verwahrt. Der Kontakt mit dem Annweiler Museums- und Archivleiter Dr. Sven Gütermann kam zustande, weil das "Museum unterm Trifels" derzeit die Wanderausstellung "Aus dem Schatten ins Licht. Starke Frauen aus 1000 Jahren Pfälzer Geschichte" präsentiert, die wiederum von den Stadtmuseen Ludwigshafen und Zweibrücken konzipiert wurde. Nachdem sich beide Museen nun besser kennengelernt haben, besteht Interesse, auch das geschichtsinteressierte Ludwigshafener Publikum an einer erweiterten Ausstellung teilhaben zu lassen, die von der wechselvollen Geschichte des Jugendstil-Hotels als ehemaligem Erholungsheim der Stadt erzählt.

Weitere Informationen:
"Kurhaus Trifels: Vom Erholungsheim zum Jugendstilhotel", Buch mit historischen Fotografien aus dem Jahr 2021 von Bettina, Angelika und Hannah Hornbach, ISBN 978-3939427629  
"Der Baumeister Ludwighafens: Markus Sternlieb (1877-1934)", Monographie von Stefan Mörz aus dem Jahr 2011 im Verlag der GAG Ludwigshafen, ISBN 978-3000362972

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