Hilfe, mein Kind hat schlechte Noten!

Die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern gibt Tipps für Eltern und Kinder

In den nächsten Tagen werden in den Schulen die Zwischenzeugnisse ausgegeben. Kommt das Kind mit einem schlechten Zeugnis nach Hause, ist die Enttäuschung bei vielen Eltern groß. Schnell stehen durch Ärger und Wut hervorgerufene Vorwürfe und Schuldzuweisungen im Raum und ein ruhiges Gespräch ist kaum noch möglich. Wutausbrüche oder Strafen wie Handy- und Fernsehverbot helfen nur selten weiter. Was können Eltern jedoch tun, um den Zeugnisstress nicht überhand nehmen zu lassen und ihre Kinder so gut wie möglich zu unterstützen?

Für Eltern ist es zunächst einmal wichtig, Ruhe zu bewahren. Ein Spaziergang, ein Besuch im Fitnessstudio oder ein Gespräch mit einer Vertrauensperson können dabei helfen. Keine Schülerin und kein Schüler schreibt absichtlich schlechte Noten, auch wenn es manchmal den Anschein haben kann. Verständnis und Mitgefühl sind deshalb angebrachter als Wutausbrüche und Strafen.

"Eltern haben oft viel mehr Einfluss auf ihre Kinder, als sie denken", sagt Ines Ellesser, Leiterin der psychologischen Beratungsstelle der Stadt Ludwigshafen am Rhein. "Es ist deshalb sinnvoll, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und gemeinsam mit den Kindern zu überlegen, was man besser machen könnte".

Schlechte Noten können unterschiedliche Ursachen haben. Ein guter Kontakt zur Schule und den Lehrern kann dazu beitragen, mehr über die Stärken und Schwächen des Kindes zu erfahren. Lehrkräfte sind Experten für das Lernen und sehen vielleicht Möglichkeiten, die Leistungen zu verbessern. Kinder sollten in die Ursachenforschung auf jeden Fall einbezogen werden. Sie wissen selbst am besten, woran es hakt, trauen sich das aber manchmal nicht offen anzusprechen.
Sinnvoll ist es, gemeinsam mit dem Kind nach Lösungen für einen Weg aus den schlechten Noten zu suchen. Eigene Vorschläge des Kindes zur Notenverbesserung sind dabei die beste Voraussetzung für ein Gelingen des Vorhabens. Dabei sollte in kleinen Schritten geplant und die Ziele nicht zu hoch gesteckt werden.

Motivierte Kinder lernen leichter. Sie müssen das Gefühl haben, in jeder Lebenslage im Elternhaus Ruhe und Verständnis zu finden – unabhängig vom Ergebnis der letzten Arbeit. Patentrezepte zur Steigerung der Motivation gibt es aber nicht. Meist hilft es schon, sich etwas mehr Zeit für die Kinder zu nehmen zum Beispiel durch Unterstützung bei Hausaufgaben und gemeinsame Gespräche über Themen, die gerade im Unterricht behandelt werden.

Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder. Die eigene Einstellung zu Schule und Lernen hat deshalb großen Einfluss. Interesse und Wertschätzung gegenüber den Unterrichtsthemen und Inhalten fördern eine positive Bindung an die Schule.

Zur Autorin:
Ines Ellesser ist Diplom-Psychologin und psychologische Psychotherapeutin. Seit September 2014 leitet sie die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern der Stadt Ludwigshafen. Vor allem Eltern nutzen das Angebot der Beratungsstelle und vereinbaren Beratungstermine. Alleine im vergangenen Jahr waren es rund 1.000 Anmeldungen.