Impulse geben und koordinieren

Die Aufgaben der WirtschaftsEntwicklungsGesellschaft Ludwigshafen verändern sich. Das Gründungsgeschehen, das Netzwerken in der Region und das Unterstützen von Auslandskontakten     rücken in den Fokus. Ansiedlungen in Gewerbegebie¬ten spielen aber immer noch eine, wenn auch abnehmende Rolle.

"Unser Bestreben ist es, die wirtschaftliche Basis der Stadt zu erhalten und zu verbreitern, Impulse zu geben, das Image des Standortes zu verbessern und vor allem unsere ansässigen Unternehmen zu unterstützen," umreißt Dr. Eva Lohse, Aufsichtsratsvorsitzende der W.E.G. kurz die Bandbreite der W.E.G. Aufgaben. "Der Aufsichtsrat hat sich schon 2016, aber auch im Sommer 2017 nicht nur mit der Bilanz der W.E.G., sondern auch mit deren künftiger Ausrichtung auseinandergesetzt."

Themen setzen – Zusammenarbeit stärken: Kommunale Wirtschaftsförderung im Wandel

Dem folgend hat sich die W.E.G. in diesem Jahr vornehmlich dem Thema "Digitaler Wandel" gestellt. Im Umfeld des in Ludwigshafen veranstalteten Digital Gipfels 2017 hat die W.E.G. zusammen mit Partnern  die Idee zu einer fünfteiligen Veranstaltungsreihe unter dem Motto "LU.DIGITAL – DABEI SEIN, WENN DIE WELT SICH WANDELT – DIGITALE PERSPEKTIVEN" umgesetzt. Drei der fünf Veranstaltungen fanden bereits statt. "Viele Unternehmen sind sensibilisiert, sich mit dem Thema Digitalisierung auseinanderzu-setzen. Mit der Veranstaltungsreihe richten wir uns daher gezielt an verschiedene Personengruppen aus dem Wirtschaftsleben unserer Stadt und unserer Region", erklärt Klaus Dillinger, Geschäftsführer der W.E.G. und ist dabei überzeugt: "Diese Kooperation bündelt Kontakte und Knowhow, erhöht unsere Reichweite deutlich in die Metropolregion und in die Vorderpfalz. Wir erzeugen dadurch einen Mehrwert für die lokale Wirtschaft und das wirtschaftliche Image unserer Stadt. Die Ver-anstaltungsreihe steht dabei in der Tradition unserer Unternehmerdialoge.“

Gründerszene neu denken, Ludwigshafen als "startup-campus“

Mit dem TWL-Projekt Freischwimmer und dem Makerspace Rhein-Neckar ist der Gründer-Standort Ludwigshafen in Bewegung geraten. Die Hochschule Ludwigshafen will in den nächsten Monaten mit einem eigenen Gründungsbüro starten und der Digital Hub für Chemie und Gesundheit wird künftig seinen Standort in Ludwigshafen haben.

"Uns kommt eine erheblich aktivere Rolle zu als noch vor Jahren", ordnet  Dillinger diese Initiativen ein, die er ganz im Sinne der Mitte 2016 eingeleiteten Neuausrichtung der W.E.G. sieht. Die Akquise neuer Unternehmen und die Umsiedlung ansässiger bleiben weiter im Fokus. In dieser Gemengelage hat die W.E.G. ein neues Netzwerk initiiert, das unter dem Namen !Startup Campus Ludwigshafen" Akteure aus dem Gründungsgeschehen in Ludwigshafen bündelt. Als Meta-Website und Plattform für alle am Gründungsgeschehen Aktive sollen unter www.lu-startup.de vorrangig potentielle Gründerinnen und Gründer angesprochen werden. Derzeitige Partner der Initiative sind IHK, HWK, TZL, TWL-Freischwimmer, Digital-Hub, Hochschule Ludwigshafen und die beiden Vereine IT Forum und KREATIVE PFALZ. Die Landesbank Rheinland-Pfalz, die ISB, hat ebenfalls Unterstützung signalisiert. Gespräche mit dem Ziel, weitere Partner zu finden, sollen z. B. mit den lokalen Banken, der BASF  u.a. zeitnah stattfinden. Die Plattform, die im Auftrag der W.E.G. von der Agentur "Studio Ludwigshafen GmbH" entwickelt wurde, geht am 1. September online. "Wir bieten nach wie vor keine unmittelbare Beratung, aber schaffen Transparenz und vermitteln Kontakte am Standort Ludwigshafen“, fasst Klaus Dillinger diese Initiative zusammen.

In diesen Kontext reiht sich auch das Engagement der W.E.G. für den im Frühsommer vom Bundeswirtschaftsministerium verliehenen Label "Hub for Digital Chemistry and Health Ludwigshafen/Mannheim" ein, der seinen Sitz in Ludwigshafen haben wird. Hier verzahnen sich die Themen Digitalisierung – Startup-Förderung mit den Netzwerken und den Unternehmen vor Ort. "Wir sehen dies hier als eine besondere Verpflichtung bei Aufbau und Netzwerken des Hubs mitzuarbeiten und somit dazu beizutragen, Ludwigshafen und die Region mit den Fokus-Themen Digitale Chemie und Gesundheit deutschlandweit und inter-national mit zu vermarkten. Die Stärkung der Innovations- und Grün-dungskultur ist dabei ausschlaggebend", so Dillinger.

Internationales Engagement des Mittelstandes unterstützen

Zugleich wird die Netzwerkarbeit der W.E.G. für den Wirtschaftsstandort Ludwigshafen internationaler. Die W.E.G. wurde im vergangenen Jahr erstmals auf die 2016 gegründete Chinesisch-Deutsche Industrie-städteallianz (ISA) aufmerksam. Im Gegensatz zu traditionellen Städte-partnerschaften richtet sich der Fokus der ISA darauf, Städte, Unter-nehmen und Forschungseinrichtungen aus deutschen und chinesischen Städten effizient und direkt miteinander zu vernetzen. Ziel ist  es, besonders kleineren und mittelständischen Unternehmen einen Zugang nach China zu ermöglichen. „Dieser Ansatz ist neu. China bietet perspektivisch erhebliche wirtschaftliche Chancen und ist für viele deutsche Unternehmen ein dynamischer und sehr wichtiger Markt. Unsere mittelständischen Unternehmen in Ludwigshafen können von dieser  Allianz profitieren“, ist sich Dr. Eva Lohse als Aufsichtsratsvor-sitzende der W.E.G. sicher, sei doch von der chinesischen Seite besonders die Expertise Ludwigshafens in Chemie und Umweltthemen gefragt. Seit Herbst vergangenen Jahres hat  die W.E.G. erste Erfah-rungen bei der Hannover Messe und zwei Fachtagungen in Berlin gesammelt.

Auch fand ein Austausch mit dem Kompetenzzentrum  Greater China der IHK-Pfalz, dem Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen am Rhein (OAI) und einer auf China spezialisierten Ludwigshafener Beratungsfirma statt. In China gehören 16 Städte aus neun Provinzen mit insgesamt mehr als 75 Millionen Einwohnern zur ISA. In Deutschland sind bereits elf Städte ISA-Mitglied. "Der Aufsichtsrat der W.E.G. hat nun zugestimmt, dass die W.E.G. die Mitgliedschaft in der ISA zeitnah beantragt und die Ludwigshafener Unternehmen anspricht", weist Lohse auf die weiteren Schritte hin. "Auch hier gilt: Die W.E.G. kann und soll keine eigenen Beratungskompetenzen aufbauen, aber Scharnier für die Aktivitäten der bestehenden Akteure werden."

Standortsicherungen bleiben wichtig

Auch wenn sich die kommunale Wirtschaftsförderung kontinuierlich verändert, begreift die W.E.G. die Bestandssicherung der lokalen Wirtschaft weiterhin als einen Aufgabenschwerpunkt. Bei Betriebsbesu-chen mit der Oberbürgermeisterin, bei Nachbarschaftstreffen in Gewerbegebieten,  bei der Tischrunde der Ludwigshafener Wirtschaft zu Fragen der Wirtschafts- und Standortentwicklung, einer Initiative der IHK und der Stadt Ludwigshafen mit der W.E.G., oder mit der Auszeichnung  "Unternehmen des Jahres" - die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der W.E.G. pflegen den engen Dialog und den informellen Austausch auf persönlicher Ebene mit den lokalen klein- und mittel-ständischen Unternehmen. "In den vergangenen mehr als zehn Jahren konnte ich zusammen mit Klaus Dillinger rund 150 klein- und mittel-ständische Betriebe ausführlich besuchen und den Preis "Unternehmen des Jahres" haben wir insgesamt zwölf Mal vergeben, inklusive der Sonderpreise", lautet das Resümee von Lohse.

Die W.E.G. steht vor allem ortsansässigen Unternehmen als Ansprechpartner zur Verfügung und stellt erforderliche Kontakte u.a. zu Behörden her. Die geplante Betriebsverlagerung von Moster Elektro-großhandel von der Bliesstraße in die Ludwig-Reichling-Straße nennt Dillinger als aktuelles Beispiel: "Nach vielen Gesprächen ist es gelungen, das traditionsreiche Unternehmen in der Stadt zu halten. Der Stadtrat hat am 3. April 2017 dem Bebauungsplan zugestimmt, so dass im Laufe des kommenden Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden kann." In diesem Kontext sei auch die geplante Betriebsverlagerung der Pfalzwerke von der Kurfürstenstraße in die Hafenstraße zu sehen, die auf einer Teilfläche der ehemaligen Brandhalle eine neue Unternehmenszentrale für 550 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anstrebt und dafür am alten Standort 250 Wohnungen sowie eine Kita errichten will. "Die Planung auf der Parkinsel wird im Detail noch abzustimmen sein, dennoch sehen wir diese Entwicklung als ein positives Ergebnis aktiver Standortsicherung", ist Lohse überzeugt und weist auf die prozessbegleitende Rolle hin, die auch das Themenfeld Wohnen berührt. "In den letzten Jahren ist die W.E.G. zu einem der ersten Ansprechpartner im Immobilienbereich geworden."  Bespiel ist die Neuausrichtung des Hemshof-Centers, das von der W.E.G. begleitet wurde. "Das Thema Wohnen stellt für die W.E.G. keine Kernaufgabe dar. Es ist aber wichtig für das Standortumfeld", erklärt Lohse.
Prozesse moderieren

Zu den Kernaufgaben zählt inzwischen die Moderation von Prozessen wie aktuell bei der Entwicklung des Halberg-Geländes oder aber auch bei der Suche nach einem Standort für das Polizeipräsidium. "Als W.E.G. unterstützen wir Dritte, auch das Land bzw. die Eigentümer des Halberg-Geländes, um frühestmöglich auch die Interessen der Stadt einzubringen", erklärt Dillinger mit Blick auf das vergangene Geschäftsjahr.

Ein klassisches Feld der W.E.G., das Thema Betriebsansiedlung, hingegen ist im vergangenen Jahr  zurückgegangen, da es an frei verfügbaren Gewerbeflächen mangelt. Vorhandene Flächen können nur einmal vergeben werden. Mit den großen Ansiedlungen der vergangenen zehn Jahre wie Vögele, Görtz, Prego Services, Telekom, Zollhofhafen oder aktuell  Moster oder BOB /BKK pronova am Rheinufer Süd und vielen anderen haben wir in den letzten zehn  Jahren rund  735.000 Quadratmeter Flächen für die Wirtschaft entwickelt und verkauft. "Wir verfügen insgesamt nur noch über rund 20.000 Quadratmeter sofort bebaubare Gewerbeflächen, die wir anbieten können und die je nach Lage und Bebauungsplan oftmals nicht den Anforderungen der Interessenten entsprechen," erläutert der Geschäftsführer. Die Erschließung der Entwicklungsachse West in den kommenden Jahren könnte hier neue Möglichkeiten schaffen.

Stadtumbau "Innenstadt" bleibt  Aufgabe

Der Umbau des ehemaligen Kaufhofs zu einem Handels- und Dienstleistungszentrum läuft und für das C&A Gebäude wird mit dem Eigen-tümer ein neues Konzept abgestimmt. Auch das Wohnprojekt der GAG am Bürgerhof wird von der W.E.G. begleitet. In den Startlöchern steht zudem das öffentliche Projekt "Drei Städte – drei Plätze", das mit punktuellen Maßnahmen die Attraktivität im Bereich zwischen der alten Werfthalle und der Konrad-Adenauer-Brücke weiter erhöhen wird. Auch wird im September dieses Jahres das moxy Hotel am Platz der Deutschen Einheit eröffnet. "Die W.E.G. hat seit dem Beginn des Stadtumbauprozesses im Jahr 2007 dazu beigetragen, dass in die City rund 66 Millionen Euro von Privaten investiert wurde, dass die Stadt ca. 4,5 Millionen Euro in die Gestaltung von Plätzen und Straßen gesteckt hat. Die große Aufgabe, die bleibt, ist die Umnutzung von Erd-geschossflächen, die den Eindruck der City nach wie vor beeinträchtigen", verweist Dr. Lohse einerseits auf die Erfolge, andererseits auf verbliebene Aufgaben. Die W.E.G. wird auch das Projekt "Metropol" weiter begleiten, sobald die Investorenseite wieder geklärt ist. Mittel- und langfristig wird die City West Platz für moderne, neue Arbeitsplätze bieten, hier gilt es, Investorenkontakte in den kommenden Jahren zu pflegen.

Kommunale Wirtschaftsförderung muss Schwerpunkte setzen

Die W.E.G. hat sich von Beginn an Schwerpunkte gesetzt, dies wird mit den Themen startup, Digitalisierung und digital hub in 2018 auch bleiben. "Ich bin dem Aufsichtsrat sehr dankbar, dass er übereinstimmend die Strategien der W.E.G. unterstützt hat und dies auch in seinen jüngsten Beschlüssen bekräftigt hat. Das Team mit derzeit 7,4 besetzten von eigentlich vorgesehen 8,5 Stellen war und ist flexibel und motiviert, kann aber sicher mit aktuell zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht alle Ansprüche gleichermaßen erfüllen. Die richtigen Schwerpunkte zur richtigen Zeit zu finden mit dem Ziel, Arbeitsplätze zu erhalten und auszubauen, ist eine dauerhafte Herausforderung", fasst Dr. Lohse ihre Sicht kommunaler Wirtschaftsförderung in Ludwigshafen zusammen.

Chinesisch-Deutsche Industriestädteallianz (ISA)

Anlässlich der Spitzenkonferenz "Made in China 2025 meets deutsche Industrie 4.0“  im September 2015 in Foshan wurde die Etablierung einer Chinesisch-Deutschen Industriestädteallianz von den beiden  Regierungen angeregt. Während der Hannover-Messe im April 2016 fand die Gründungskonferenz der ISA statt. Dem Bündnis gehören derzeit neun deutsche Industriestädte (Aachen, Bottrop, Chemnitz, Ingolstadt, Köln, Mainz, Nürnberg, Drei gewinnt: Rüsselsheim am Main / Raunheim / Kelsterbach, Wuppertal,) und 16 chinesische Industriestädte aus 9 Provinzen an.  
Der Aufsichtsrat der W.E.G. hat in seiner Sitzung am 23.11.2016 der Kontaktaufnahme und der Prüfung eines Beitritts zur ISA zugestimmt, insofern gilt auch Ludwigshafen als "interessiert".

Durch die Industriestädteallianz sollen Industriestandorte und Städte mit industrienahen Dienstleistungen beider Länder miteinander vernetzt und Synergieeffekte genutzt werden. Ziel der Industriestädteallianz ist es, den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen chinesischen und deutschen Unternehmen sowie Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen zu vertiefen und zu fördern und gemeinsam wirtschaftliche Wachstumsfelder zu erschließen. Darüber hinaus sollen durch die Industriestädteallianz gegenseitige Investitionen und finanzielle Beteiligungen gefördert sowie Technologien in beiden Ländern ausgetauscht werden. Aktuell wurde eine Unternehmensdatenbank installiert, die einen systematischen Überblick über die Eckdaten  (Städteeigenschaften, industrielle Vorteile, Grundlagen auswärtiger Zusammenarbeit, Kooperationsvorstellungen und Projekte) der jeweiligen Mitgliedsstädte und Unternehmen gibt.

Die PKS Kommunikations- und Strategieberatung GmbH mit Sitz in Berlin und die Repräsentanz der Chinesisch-Deutschen Industrie Service Zone in Düsseldorf sind die beiden deutschen Kontaktstellen für die deutschen ISA-Mitgliede und unterstützen die Arbeit der Geschäftsführung. 

Daten und Fakten seit 2007

Arbeitsplätze (neu und gesichert)

131 Immobilienvermittlungen: 2.310 Arbeitsplätze
Ansiedlung Vögele: 1.000 Arbeitsplätze
Verkauf von 42 städtischen Grundstücken: 4.875 Arbeitsplätze
SUMME: 8.185 Arbeitsplätze

Verkauf gewerblicher Bauflächen – dadurch ausgelöste Investitionen

Anzahl: 42
Flächen in qm: 365.000
Investitionen auf den Flächen: 453 Millionen Euro

Zusätzlich Ansiedlung Vögele
Fläche in qm: 360.000
Investition: 70 Millionen Euro

Firmenbesuche

mit Oberbürgermeisterin: 148
W.E.G. außerhalb konkreter Projekte/Planungen: 104

Stadtumbauprozess

Im Auftrag der Stadt Ludwigshafen koordiniert die W.E.G. den Stadtumbauprozess unter dem Motto "Heute für morgen". Folgende Investi-tionen sind seit 2007 in die Innenstadt von Ludwigshafen geflossen.

Private Investitionen: 66 Millionen Euro (ohne Rhein-Galerie)
Öffentlicher Raum: 4,5 Millionen Euro
Bahnhofstraße/Zollhofstraße: 10 Millionen Euro (vom Investor der Rhein-Galerie finanziert)
Öffentliche Gebäude: 10 Millionen Euro

Die Investitionen im öffentlichen Raum und in öffentliche Gebäude sind unterstützt mit Geldern aus den Programmen URBAN II, EFRE und Stadtumbau.