Fotografien von Günther Wilhelm Eine Ausstellung des Stadtmuseums zu Gast in der Rudolf-Scharpf-Galerie

Am rechten Ufer der Weichsel liegt Praga, ein geschichtsträchtiger Stadtteil der polnischen Hauptstadt Warschau, auch bekannt als urbanes, lebenswertes und bei Touristen beliebtes Kultviertel, mittlerweile jedoch bedroht von radikalen städtebaulichen Veränderungen und Gentrifizierungsmaßnahmen.

Zur historischen Einordnung: Die Nationalsozialisten hatten nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands 1944 die völlige Zerstörung der Stadt befohlen. Weite Teile wurden durch Massenmorde, Sprengungen, Plünderungen und Brandstiftungen unbewohnbar. Das auf der östlichen Seite der Weichsel gelegene Praga entging der Ausmerzung nur, weil dort bereits die sowjetische Armee aufmarschiert war.

Bauliche Veränderungen begannen zunächst im Sozialismus der Nachkriegsjahrzehnte. Seit der Wende Anfang der 1990er Jahre werden sie 'nun im Kontext eines neoliberalen Kapitalismus‘, fortgesetzt.

Der Ludwigshafener Fotograf Günther Wilhelm hat ausgewählte Ansichten Pragas mittels unterschiedlicher technischer Verfahren und durch den Einsatz verschiedener Medien mit bemerkenswerter Konsequenz sowie hoher Kompetenz visualisiert. Dieser Stadtteil zieht den Künstler seit mittlerweile zehn Jahren immer wieder in seinen Bann.

Entstanden sind einzigartige und einfühlsame Edeldrucke, die den Ansichten aus Praga einen virtuosen Zauber verleihen und den Künstler die "morbide Schönheit“ der Orte und Objekte eindrücklich herausarbeiten lassen. Motivisch besonders beeindruckend sind die in den grauen Hinterhöfen zu entdeckenden, geschmückten Altäre, die der Mutter Gottes gewidmet sind.

Sie zeugen auch noch im 21. Jahrhundert von einem katholischen Volksglauben, der jedoch zunehmend in den Hintergrund tritt. Weitere Motivgruppen sind Straßenverläufe, Hausfassaden, Hauseingänge und Treppenhäuser.

Über den Künstler

Günther Wilhelm, 1949 geboren im Ludwigshafen der unmittelbaren Nachkriegszeit, studierte von 1969 bis 1974 an der Freien Akademie/Werkkunstschule Mannheim (heute Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim) bei den Professoren und Dozenten Hans Nagel, Walter Koch und Hubert Gems. Seither kann er auf zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, Publikationen, Stipendien und Auszeichnungen zurückblicken.

Das Stadtmuseum Ludwigshafen zeigt vom 22. März bis 5. Mai 2024 mit der Ausstellung "Warszawa-Praga – morbide Schönheit“ die erste umfassende Schau mit Praga-Fotografien von Günther Wilhelm.

Für die Ausstellung bespielt das Stadtmuseum die Rudolf-Scharpf-Galerie des Wilhelm-Hack-Museums, Hemshofstraße 54. Mit dieser Präsentation würdigt die Stadt das 50-jährige Jubiläum von Günther Wilhelms Schaffen als freiberuflicher Künstler.

Eröffnung

Eröffnet wird "Warszawa-Praga – morbide Schönheit“ am Donnerstag, 21. März 2024, um 19 Uhr statt. Gruß- und Dankesworte sprechen René Zechlin, Direktor des Wilhelm-Hack-Museums, sowie Dr. Regina Heilmann, Leiterin des Stadtmuseums. In die Ausstellung führt die ehemalige Direktorin des Ludwigshafener Kunstvereins, Barbara Auer, ein.

Geöffnet ist die Rudolf-Scharpf-Galerie von Freitag bis Sonntag sowie an Feiertagen jeweils von 11 bis 18 Uhr; der Eintritt ist frei.

Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit umfangreichem Abbildungsteil sowie Beiträgen in jeweils deutscher und polnischer Sprache im Llux Verlag (ISBN 978-3-938031-90-2).

Begleitprogramm

Sonntag, 14. April, 15 Uhr

"Alternative Fotografie: Alternative Fotografie: Barbara Auer im Gespräch mit Günther Wilhelm“ ist der Titel des Künstlergesprächs am Sonntag, 14. April, 2024, 15 Uhr. Barbara Auer ist Kuratorin für zeitgenössische Kunst.

Als langjährige Direktorin des Kunstvereins Ludwigshafen prägte sie mit ihrem Schaffen die Kunstszene national und international. Auch die fotografischen Arbeiten des Künstlers Günther Wilhelm sind ihr vertraut. Im Anschluss findet eine Künstlerführung statt.

Sonntag, 28. April, 15 Uhr

Unter dem Titel „Hinsehen und Erinnern: Über die Arbeit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft“ sind Interessierte am Sonntag, 28. April 2024 um 15 Uhr zu einem Informationsnachmittag eingeladen.
Die meisten Mitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Mannheim-Ludwigshafen (DPG) haben einen biografischen Bezug zum östlichen Nachbarland.

Sie wurden dort geboren oder ihre Eltern stammen von dort. Polen sind in der Regel eingewandert, Deutsche kamen meist als Folge des Zweiten Weltkriegs. Heute suchen sie die Verständigung mit dem Nachbarland, informieren über Gegenwart und Vergangenheit und erinnern an die Geschichte der Polen im Rhein-Neckar-Raum.

Themen sind dabei die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die Gefangenen im KZ Mannheim-Sandhofen sowie die Angehörigen der Wacheinheiten bei der US-Armee in Mannheim. In Sandhofen waren Männer gefangen, die sich 1944 am Warschauer Aufstand beteiligt hatten.

Über die DPG, die 1980 gegründet wurde, und ihre Arbeit berichtet das Vorstandsmitglied Gisela Medzeg mit Unterstützung durch weitere Aktive. Weitere Informationen zur DPG gibt es im Internet unter www.dpg-mannheim.de. Im Anschluss findet eine Künstlerführung statt.

Sonntag, 5. Mai, 11 Uhr

Zur Finissage der Ausstellung konzertieren am Sonntag, 5. Mai 2024, um 11 Uhr die Sängerin Nathalie Stadler und der Gitarristen Pavel Khlopovskiy. Mit ihrer Musikauswahl greifen sie dabei das Ausstellungsthema auf und schlagen einen Bogen mit sowohl jiddischen Liedern als auch Kunstliedern, die der Mutter Gottes gewidmet sind. Im Anschluss findet eine Künstlerführung statt.

Mezzosopranistin Nathalie Stadler studierte Gesang an verschiedenen Hochschulen. Im Rahmen zahlreicher Gastspieleinladungen als Solistin führte sie ihr Weg auch nach Warschau. Neben vielen weiteren Aktivitäten für Rundfunk und Fernsehen wurde ihr unter anderem vor einigen Jahren der Preis der Bürgerstiftung der Stadt Ludwigshafen für besondere Verdienste um die Kultur der Stadt verliehen. Sie ist international unterwegs und lebt in Ludwigshafen.

Begleitet an der Gitarre wird sie von Pavel Khlopovskiy. Der in Karlsruhe ansässige, studierte klassische Gitarrist entstammt einer Moskowiter Musikerfamilie, tritt international auf und arbeitet unter anderem mit bedeutenden Komponist*innen der Gegenwart zusammen.