Stadt Ludwigshafen erarbeitet Sportstättenentwicklungskonzept – Bevölkerungsbefragung startet

Die Stadt Ludwigshafen hat die Entwicklung eines Sportstättenentwicklungskonzepts Anfang 2019 in Auftrag gegeben. Umgesetzt wird dies vom Institut für Sportstättenentwicklung (ISE) aus Trier, der Prozess dauert drei bis vier Jahre. Zentrale Frage ist: Welche Sportstätten benötigen wir heute und in Zukunft in unserer Stadt? Herzstück bei der Entwicklung des Konzeptes sind die Vereins- und die Bevölkerungsbefragung. Während die Vereinsbefragung bereits seit ein paar Monaten im Gange ist, wird die Bevölkerungsbefragung in den nächsten Tagen starten. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck, Thomas Gerling, Bereichsleiter Sport, und Stefan Henn vom ISE erläuterten die Vorgehensweise bei einem Pressegespräch am Mittwoch, 28. Oktober 2020, im Rathaus.

Grundlage zur Erarbeitung des Sportstättenentwicklungs-konzeptes sind das Sportförderungsgesetz des Landes Rheinland-Pfalz und vor allem die Verwaltungsvorschrift zur Förderung des Baus von Sportanlagen. Die Verwaltungsvorschrift gibt die Maßgaben zur Landesförderung von Sportstätten in den rheinland-pfälzischen Kommunen vor. Die jüngste Novellierung von 2015/2016 rückt den Bedarfsnachweis für die Sportstätten stärker in den Mittelpunkt. So sind beispielsweise zur Schaffung eines Kunstrasenplatzes mindestens 1.800 Nutzungsstunden pro Jahr nachzuweisen.

Die Erstellung des Sportstättenentwicklungskonzeptes fußt auf mehreren Säulen: die Erfassung aller Sportstätten und Bewegungsräume, eine Auslastungsanalyse der Sportstätten, eine Dokumentenanalyse, "Expertengespräche", die Befragung der Vereine sowie die Befragung der Bevölkerung.

Im ersten Schritt waren Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung im Jahr 2019 damit beschäftigt, in einer Bestandsaufnahme alle Sportstätten zu erfassen. Dazu zählen nicht nur offensichtliche Sportanlagen wie Sporthallen, Sportplätze, Bäder und Bolzplätze. Auch Parkanlagen und Grünflächen wie beispielsweise der Ebertpark dienen der Bevölkerung als Sportstätte, beispielsweise zum Joggen und Walken. Mit der Erfassung beschäftigt waren Mitarbeitende der Bereiche Sport, Stadtentwicklung, Grünflächen, Gebäudewirtschaft und Schulen. Auch einzelne Sportvereine wurden dabei bereits mit ins Boot geholt, denn auch vereinseigene Anlagen galt es mit in die Erfassung aufzunehmen. Bei dieser Ist-Stand-Analyse ging es um folgende Fragen: Welche Sportstätten haben wir? Wo sind diese? Welche Qualität haben sie?

Im nächsten Schritt ging es weiter mit einer Auslastungsanalyse. Dabei handelte es sich unter anderem darum zu erfassen, wo es Belegungsengpässe und wo es noch freie Kapazitäten vor allem in den Sporthallen gibt. Auch die Auslastungsanalyse ist bereits abgeschlossen.

So gut wie abgeschlossen sind die "Expertengespräche". Dabei kommen einerseits Expert*innen für Sport und Sportstätten wie Trainer*innen und Platzwarte zu Wort, als auch Menschen, die zubestimmten Zielgruppen (wie Frauen, Kinder, Migrant*innen, Menschen mit Behinderung, ältere Menschen) Informationen geben können. Gleichzeitig mit den "Expertengesprächen" startete das ISE auch die Befragung der etwa 150 Sportvereine in Ludwigshafen sowie die Dokumentenanalyse. Letztere meint die Einbeziehung von bereits bestehenden Konzepten wie Schulentwicklungsplänen, Sanierungs- und Radwegekonzepte.

Nun geht es in einem nächsten Schritt an die Befragung der Bevölkerung. Ursprünglich waren hierbei auch stadtteilbezogene kleinere Bürgerforen geplant. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde das Konzept geändert: 17.000 Bürger*innen werden in Zusammenarbeit mit dem Einwohnermeldeamt und dem Datenschutzbeauftragten der Stadt Ludwigshafen zufällig ausgewählt und angeschrieben, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. Der Fragebogen umfasst Fragen zum Sport- und Freizeitverhalten (beispielsweise: Welche Sportart üben Sie aus?), zum Nutzungsverhalten (Welche Sportanbieter nutzen Sie? Welche Sportstätten nutzen Sie?) und zum zukünftigen Bedarf (zum Beispiel: Was müsste geschehen, damit Sie diese und jene Sportanlage nutzen?). Die Befragung ist freiwillig und anonym. Die Anschreiben an die zufällig Ausgewählten werden in den nächsten Tagen mit der Post verschickt.

Zusätzlich zu dieser stichprobenartigen Befragung wird es auch einen öffentlichen Link geben zur Befragung der übrigen Bevölkerung, damit möglichst viele Menschen die Chance erhalten, sich einbringen zu können. Das ISE wird die Befragung auf der Internetseite www.sport-in-lu.de in den kommenden Tagen freischalten. Die Stadtverwaltung und das ISE wollen bei beiden Befragungen herausfinden, wer in der Bevölkerung Sport treibt, welche Sportarten diese Menschen ausüben und wo.

Am Ende mündet alles in eine Zusammenfassung und Handlungsempfehlung für die Stadt Ludwigshafen, die letztlich im Stadtrat weiter behandelt werden muss. "Zentrale Frage eines solchen Sportstättenentwicklungskonzeptes ist: Wie müssen die Sportstätten der Zukunft aussehen, um für ihre Nutzer*innen attraktiv zu bleiben? Wir machen bei dieser Untersuchung nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern schauen auch in die Zukunft. Welche Sportstätten werden gebraucht? Welche werden in Zukunft nicht mehr gebraucht? Ich bin zudem sehr gespannt, wie die unterschiedlichen Zielgruppen unsere Sport- und Freizeitstätten bewerten", sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck. "Ich denke, Ludwigshafen ist insgesamt schon gut aufgestellt. Die Stadt verfügt allein über mehr als 60 Sporthallen, hauptsächlich den Schulen und Schulzentren angegliedert. Gäbe es diese und weitere Möglichkeiten nicht, hätten wir sicherlich nicht um die 150 Sportvereine in unserer Stadt, die für ihre Mitglieder tolle Angebote schaffen. Aber natürlich gibt es an der ein oder anderen Stelle auch Verbesserungsbedarf. Auf welche Sportstätten, Sportarten und Stadtteile wir uns hier zukünftig fokussieren sollten, wird die Studie zeigen. Natürlich gebe ich zu bedenken, dass die Umsetzung der Handlungsempfehlungen letztlich auch mit der angespannten Haushaltslage der Stadt Ludwigshafen in Einklang zu bringen ist", ergänzte die OB.

"Es geht aber nicht allein um den Verbesserungsbedarf. Möglicherweise wird ein Ergebnis sein, dass bestimmte Anlagen modernisiert werden müssten. Genauso wird man aber sicherlich herausfinden, welche Sportstätten man vernachlässigen kann, da sie nicht mehr gebraucht werden", erläutert Stefan Henn. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projekts sei, dass Trends zur Flexibilisierung der Lebenswelten, Individualisierung, Technisierung – Stichwort E-Bikes oder Tracking-Uhren –bei der Untersuchung berücksichtigt würden. "Auch wirken die Hinweise aus der Bevölkerungsbefragung in die Vereinswelt hinein und geben den Vereinen Hinweise zur Modernisierung ihrer Angebote", so Henn.

"Mit der Vereins- und Bevölkerungsbefragung sowie den Experteninterviews stehen sehr viele wichtige Daten zur Verfügung, die vom ISE ausgewertet werden können. Deshalb hoffen wir, also sowohl die Stadtverwaltung als auch das ISE, auf eine rege Beteiligung der Bevölkerung", fügte Thomas Gerling hinzu.