Offizieller Start der kommunalen Wärmeplanung in Ludwigshafen – Wichtige Orientierung für Bürger*innen bei der Umstellung auf klimafreundliches Heizen

Mit dem offiziellen Start der Förderung am 1. Oktober 2023 durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz wird in Ludwigshafen die kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht. Ziel ist es, den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Ludwigshafen aufzuzeigen und Auskunft darüber zu geben, in welchen Stadtteilen, Gebieten und Straßenzügen zukünftig welches Energieangebot gemacht werden kann. Für Immobilienbesitzer*innen wird der Wärmeplan eine wichtige Orientierung bei der Umstellung auf klimafreundliches Heizen sein.

"Die Klimakrise stellt uns vor große Herausforderungen, die wir entschlossen angehen müssen. Bis spätestens 2045 will Ludwigshafen gemäß den Vorgaben von Europäischer Union, Bund und Land klimaneutral sein. Die kommunale Wärmeplanung ist für uns ein wichtiges Instrument, das die Strategie für die Abkehr von fossilen Energieträgern hin zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung aufzeigt. Am Ende der rund zweijährigen Planungszeit werden wir wissen, welche Schritte hin zu einer klimafreundlichen Energieversorgung wir sinnvollerweise gehen können", so Bau- und Umweltdezernent Alexander Thewalt.

Zur Erstellung der Wärmeplanung arbeitet die Stadt eng mit den Technischen Werken Ludwigshafen (TWL) zusammen. Diese bringen ihre langjährigen Erfahrungen mit der kommunalen Energieversorgung ein und schaffen Transparenz über den aktuellen Zustand der Versorgung des Wärmebedarfes. Dazu stellt die TWL der Stadt wichtige Daten zur Verfügung, so zum Beispiel welche Energieformen bisher genutzt werden, wie hoch der Energiebedarf in einem bestimmten Stadtteil ist, wo der Bedarf gesenkt werden kann und wo es Wärmequellen gibt, die perspektivisch eingesetzt werden können.

"TWL hat mit der Erstellung eines Wärmeatlas für Ludwigshafen bereits wichtige Vorarbeiten für die kommunale Wärmeplanung gemacht. Wir kennen jedes einzelne Haus, wir kennen alle Gebäude und haben auch schon eine Idee, wie dann die Wärmewende vor Ort aussehen könnte", erklärt Thomas Mösl, Technischer Vorstand von TWL und gibt einen Ausblick: "Bis zu 50 Prozent der Wärmeversorgung der Haushalte in Ludwigshafen könnte bis 2045 über Fernwärme erfolgen, maßgeblich aus Ab-, Erd- und Umweltwärme. Aktuell sind es 15 bis 20 Prozent." Dort wo die Nutzung von Fernwärme nicht möglich ist, sollen künftig unter anderem Nahwärmenetze zum Zuge kommen. "Auch für oberflächennahe Geothermie mit (kalter) Nahwärme sehen wir Potenzial. Zudem werden Großwärmepumpen und die Nutzung von Tiefengeothermie geprüft", ergänzt der kaufmännische TWL-Vorstand Dieter Feid.

Vier Schritte zur klimafreundlichen Wärme
Der erste Schritt beinhaltet eine Bestandsanalyse des aktuellen Wärmebedarfs und -verbrauchs sowie der aktuellen Infrastruktur zur Versorgung mit Wärme in Ludwigshafen. Dies schließt auch Informationen zum Gebäudebestand (Typen und Altersklassen) mit ein. Die Bestandsanalyse wird also Auskunft darüber geben, unter welchen Voraussetzungen Ludwigshafen in die kommunale Wärmeplanung einsteigen wird. Mit Ergebnissen zum ersten Verfahrensschritt wird im ersten Quartal 2024 gerechnet.
Im zweiten Schritt wird eine sogenannte Potenzialanalyse erstellt. In dieser werden die Potenziale zur Energieeinsparung ermittelt und festgestellt, wo es Möglichkeiten gibt, Wärmebereitstellung aus erneuerbaren Energien zu nutzen. Ebenso wirft man einen Blick auf die möglichen Abwärmepotenziale.
Der dritte Schritt, das sogenannte Zielszenario, sieht vor, die ermittelten Potenziale für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in konkrete Zukunftsszenarien zu übersetzen und auf das Stadtgebiet Ludwigshafens zu übertragen.
Im schließlich vierten und letzten Schritt werde dann die Ergebnisse in einem Plan – dem sogenannten Wärmeplan – zusammengefasst, der als Leitfaden für die zukünftig klimaneutrale Wärmeversorgung der Stadt dient. Die damit entwickelte Wärmwendestrategie enthält konkrete Maßnahmen, wie das Ziel der Umstellung auf erneuerbare Wärme erreicht werden kann. Diese Schritte werden auf das gesamte Stadtgebiet angewendet. Das Ergebnis der Wärmeplanung wird dann eine Einteilung der Stadt Ludwigshafen in Wärmeversorgungsgebiete sein.

Transparent informieren
Die Stadt wird künftig über den Stand der kommenden Verfahrensschritte informieren. Dazu gehört, Bürger*innen und hier ansässige Unternehmen mit einzubeziehen, alle Schritte transparent zu kommunizieren und mit der Bürgerschaft in einen Dialog zu treten. Alle Informationen zum Stand der kommunalen Wärmeplanung in Ludwigshafen werden künftig auf der städtischen Webseite unter www.ludwigshafen.de zu finden sein.

Zum Hintergrund
Die Bundesregierung hat im November 2023 mit dem Wärmeplanungsgesetz die rechtliche Grundlage geschaffen, die Erzeugung und den Verbrauch von Wärme in Deutschland klimaneutral zu gestalten. Ziel ist es, bis 2045 ausschließlich mit erneuerbaren Energien zu heizen. Das Wärmeplanungsgesetz tritt am 1. Januar 2024 in Kraft und richtet sich an Kommunen und Wärmenetzbetreiber.
Wärmepläne sollen in Großstädten wie Ludwigshafen am Rhein bis zum Ende Juni 2026 vorliegen. Die Finanzierung erfolgt zu 100 Prozent aus staatlichen Fördermitteln des Fördermittelprogramms der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI).
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum zweiten Nachtragshaushaltsgesetz 2021 vom 15. November 2023 hat für die kommunale Wärmeplanung in Ludwigshafen keine Konsequenzen. Die Finanzierung ist gesichert, da bereits ausgestellte und rechtsgültige Zuwendungsbescheide Bestandsschutz genießen. In welchem Umfang jedoch die Umsetzung, etwa die Erweiterung des Fernwärmenetzes, gefördert werden kann, ist offen.