Sie überstand zwei Weltkriege und zwei Explosionskatastrophen: Die Apostelkirche ist der am besten erhaltene evangelische Kirchenbau in der Ludwigshafener Innenstadt aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Heute steht sie unter Denkmalschutz.

Schon bald nach der Stadtgründung Ludwigshafens hatte es für Christen die Möglichkeiten gegeben, ihren Glauben öff entlich zu praktizieren, denn die Kirchengremien legten großen Wert auf den Bau von Gotteshäusern. Zunächst wurde 1854 eine Simultankapelle für beide Konfessionen gebaut, keine zehn Jahre später die katholische Kirche St. Ludwig und kurz darauf 1864 die protestantische Lutherkirche. Zu den rauchenden Fabrikschloten gesellten sich zunehmend Kirchentürme und veränderten das Stadtbild.

Zahl der Protestanten steigt

Um sich ein Bild von der Entwicklung zu machen, genügt ein Blick auf die Statistik: Waren 1853 noch rund 738 Protestanten in Ludwigshafen erfasst, waren es 1900 bereits über 29.400. Um dieser rasanten Entwicklung zu begegnen, wurde 1887 die Entscheidung getroff en, eine zweite Pfarrstelle in der Stadt als Tochtergemeinde der protestantischen Pfarre I mit eigenem Gebetshaus zu gründen. Die Voraussetzungen waren nicht einfach, denn es sollte schnell gebaut werden, das Geld der Gemeindekasse war knapp und der Bauplatz durch seine etwas abgeschiedene Lage scheinbar wenig attraktiv. Der damalige Hemshofpfarrer Georg Bickes fürchtete dadurch ausbleibende Besucher*innen. Doch er sollte sich irren, denn bald schon stand die Apostelkirche mitten in einem rasch expandierenden Stadtteil.

In zwei Jahren gebaut

Das Ensemble von Kirche und Pfarrhaus wurde in den Jahren 1892 bis 1894 im frühgotischen Stil errichtet. Architekt war der in Berlin lebende Johannes Otzen, der den protestantischen Sakralbau in Deutschland wesentlich prägte. Otzen setzte die Ideen des sogenannten Wiesbadener Programms um, für ihn standen nicht etwa Stilvorschriften, sondern die Qualität des Hörens und Sehens, insbesondere der Kirchenmusik, im Mittelpunkt. Der Bau ging ungewöhnlich schnell voran, Otzen ließ Serienbauteile zusammensetzen und sparte daher viel Zeit. Für das Mauerwerk wurde gelber Blendziegelstein eingesetzt. Die Wahl kam nicht von ungefähr, wusste man im Presbyterium doch um die belastete Luft in Ludwigshafen. Daher wählte man ein wenig anfälliges Material und verzichtete auf empfindlicherem Sandstein. Der Anfang der Bauarbeiten gestaltete sich zunächst schwierig, denn die Baugrube musste über die doppelte Tiefe als ursprünglich veranschlagt angelegt werden, um im unsicheren Boden des Rheinvorlands dem Fundament ausreichend Halt zu geben. Die knapp berechnete Bauzeit verlängerte sich dadurch und mit ihr die Kosten, die letztendlich bei runden 267.000 Mark lagen. Sogar noch während der ersten Bauphase plante Otzen um und reduzierte die Zahl der Gewölbebögen von vier auf drei.

Ein "Meisterwerk der Baukunst"

Das Endergebnis aber konnte sich sehen lassen: Das Gebäude war modern, das Mittelschiff hatte eine Höhe von 18 Metern, der Turm über 60 Meter und in der neuen Kirche fanden 600 Besucher*innen Platz. Kreuzrippengewölbe prägten optisch den Innenraum. Die Orgel besorgte die Firma Sauer, deren Orgeln sich heute noch unter anderem im Berliner Dom oder der Leipziger Thomaskirche befinden. Die Einweihung fand im Oktober 1894 mit einem großen Festzug statt. Von der Presse wurde die Kirche durchweg positiv aufgenommen, der „Pfälzische Kurier“ beschrieb sie als ein „Meisterwerk der Baukunst“ und lobte die Inneneinrichtung als „zweckmäßig und äußerst geschmackvoll“. Der „GeneralAnzeiger“ sprach mit lokalpatriotischem Einschlag gar von einem „Monumentalbau“ und einer „Zierde, um die uns manche Stadt Süddeutschlands beneiden dürfte“. Ihren heutigen Namen erhielt die Kirche allerdings erst 1919, die Jahre davor hieß sie „2. Protestantische Kirche Ludwigshafen“. Der Name „Apostelkirche“ bezieht sich auf ein im westlichen Teil beim Chor befindliches Relief mit der Darstellung des Abendmahls und den zwölf Aposteln. Von der Originalausstattung sind noch die Terrakottastatuen an den Chorwänden, der Altar, die Kanzel und das Kirchengestühl vorhanden. 1902 wurde das neben der Kirche gebaute ehemalige Schwesterhaus eingeweiht, das eine Station für diakonischen Arbeit im ärmlichen Arbeiterviertel wurde, denn noch vor Einführung eines öff entlichen Gesundheitswesens organisierten Protestanten in Ludwigshafen Armenund Krankenpflege. Im heutigen Gemeindehaus gibt es immer noch eine Suppenküche. Eine Besonderheit ist das vor der Langseite im Vorgarten stehende Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Es stammt vom Hemshöfer Bildhauer Theodor Joanni und zeigt eine Christusfigur, die segnend ihre Hände über einen toten Soldaten ausbreitet, dessen rechte Hand ein abgebrochenes Schwert hält. Eingeweiht wurde das Denkmal am Ostersonntag im April 1926. Berichten zufolge war der Andrang so groß, dass der Platz

Krieg und Katastrophen überstanden

Im September 1921 wurde die Kirche durch die große Explosion des Oppauer Stickstoff werks der BASF beschädigt, Dach und die Glasfenster wurden zerstört. Auch der Zweite Weltkrieg hinterließ seine Spuren, durch Druckwellen detonierender Bomben in unmittelbarer Umgebung wurden die Fassade und erneut die Fenster in Mitleidenschaft gezogen, das Pfarrhaus schwer beschädigt. In den Nachkriegsjahren wurden die Kriegsschäden mit Ausnahme des Turms behelfsmäßig beseitigt, Wasserschäden waren dadurch aber auf Dauer unvermeidbar. Und wieder folgte ein Unglück, das Spuren an der Kirche hinterließ, als im Juli 1948 in der BASF ein Kesselwagen mit Ether explodierte. Die anschließenden provisorischen Ausbesserungen konnten jedoch keine dauerhafte Lösung sein, zudem waren die Wasserschäden am Gebäude massiv. Dies führte 1951 zu einer umfangreichen Renovierung, sogar eine neue Orgel wurde angeschafft. 1959 wurden vier neue Glocken im Turm installiert – das ins gesamt dritte Geläut, denn in den vorausgegangenen Welt kriegen wurden die Glocken zur Herstellung von Kriegswaff en eingeschmolzen. 1994 wurde die Kirche nochmals denk malgerecht restauriert und ist bis heute tatsächlich eine Zierde für den Stadtteil.