Ihre Geschichte hängt eng mit der Gründerzeit Ludwigshafens zusammen: Die Kirche St. Ludwig ist eines der Wahrzeichen der Stadt. In ihrer bewegten Geschichte wurde sie zerstört und wieder aufgebaut. Mit der benachbarten berufsbildenden Schule und dem angrenzenden Bankgebäude bildet sie eines der letzten Bauensembles aus den Gründungsjahren.

Die Kirchenweihe im August 1862 war ein Großereignis, zu dem selbst König Ludwig I. von Bayern mit einer seiner Töchter, Erzherzogin Hildegard Luise von Österreich, angereist kam. Zusammen mit dem Speyerer Bischof Nikolaus von Weis, der die Weihe vornahm, war neben dem Architekten und dem Baumeister die gesamte städtische Prominenz anwesend. Es wurde die Weihe eines Baus gefeiert, dem ein jahrelanges Engagement der katholischen Gemeinde Ludwigshafens vorausgegangen war. Denn St. Ludwig wurde gewissermaßen aus einer seelsorgerischen Not heraus geboren – die Zeilen eines Gedichts im offiziellen Programmheft spielen auf die Vorgeschichte der neuen „Zierde der Stadt“ an: „Die Kirch’ ist nun nicht mehr, wie bisher zu klein / Geht nun auch recht gern und zahlreich hinein.“

Die Gemeinde wächst

Um dies zu verstehen, muss man ein Jahrzehnt zurückblicken. Im Laufe der 1850er Jahre wuchs die Bevölkerung Ludwigshafens rasch und mit ihr die Anzahl an Katholiken, die eine Stätte zur Ausübung ihrer Gottesdienste benötigten. Schon 1852 beschrieb das Bischöfliche Ordinariat in Speyer in einem eindringlichen Bericht an die Königlich Bayerische Regierung in der Pfalz den stetigen Zuwachs an Katholiken. Bislang mussten die Gläubigen die Pfarreien von Friesenheim und Mundenheim aufsuchen, der Weg war für viele Ludwigshafener jedoch lang und beschwerlich, den Gang nach Mannheim wollte man den Gläubigen auf Dauer ebenfalls nicht zumuten. Die „Seelsorge“ sei unter diesen Bedingungen „sehr erschwert“, zumal man insbesondere für die Jugend durch „ausbleibende religiöse Pflege“ eine „Verwilderung und Unsittlichkeit“ befürchtete. Der Briefwechsel blieb in der Folgezeit rege und nachdem im selben Jahr eine erste Kirchenverwaltung von Ludwigshafen eingesetzt wurde, begann die Planung für eine eigene Kirche rasch Gestalt anzunehmen.

Die erste katholische Kirche der Stadt

Die Katholiken Ludwigshafens hatten bereits eigene Wege beschritten und seit 1852 in der Stadt Gottesdienste abgehalten. Zunächst in Privaträumen, später dann in einer so genannten Simultankirche (eine von mehreren christlichen Konfessionen genutzte Kirche), die später zur Synagoge Ludwigshafens wurde. Wenige Jahre später war es dann soweit: Der erste Spatenstich wurde im April 1858 auf dem Gelände Ecke Bismarckplatz/ Wredestraße begangen, die Grundsteinlegung folgte zwei Monate später und noch im selben Jahr wurde Jakob Vogt zum ersten katholischen Pfarrer von Ludwigshafen ernannt. Die Arbeiten am Bau machten zügig Fortschritte. Das Richtfest, traditionell ausgerichtet wenn der Rohbau und der Dachstuhl eines Gebäudes fertiggestellt sind, fand bereits im September 1860 statt. Die Katholiken der jungen Stadt trugen damals einen hohen Spendenbetrag zusammen, aber auch die staatlichen und kirchlichen Behörden leisteten einen Teil der Kosten. Selbst König Ludwig I. ließ als Schenkung für den Bau zwölf prächtige Granitsäulen herstellen und der jüdische Tabakfabrikant Lazarus Morgenthau aus Mannheim stiftete ein Seitenportal. Knapp zwei Jahre später, im August 1862, konnten die Glocken- und die Kirchenweihe stattfinden. Die Pläne für das Gebäude stammen aus der Feder des Oberbaurats Heinrich Hübsch aus Karlsruhe. Zu dieser Zeit war er an der Wiederherstellung der Westfassade des Speyerer Doms beschäftigt, weshalb gewisse Elemente des Doms auch bei St. Ludwig wiederzuerkennen sind. Der stärkste Einfluss ist jedoch in der Basilica di San Lorenzo in Florenz zu erkennen. St. Ludwig ist im neuromanischen Stil gebaut worden, eine Architektur, die sich auf die Romanik, dem vorherrschenden Kunststil Europas im Mittelalter, bezieht. Typische Elemente sind beispielsweise der Rundbogen, Gewölbe und Säulen.

Die Vollendung verzögert sich

Durch die begrenzten Mittel konnte zunächst nur der Rohbau und eine notdürftige Einrichtung finanziert werden. Vieles wurde erst in den folgenden Jahren durch Stiftungen und private Spenden ermöglicht, so auch die heute weithin sichtbaren, rund 54 Meter hohen Türme, die erst 20 Jahre nach der Weihe vollendet werden konnten. In den folgenden Jahren wurde der Innenraum mit Fresken und Wanddekorationen ausgeschmückt und ein neuer Altar aufgestellt. Die wechselvolle Geschichte brachte es mit sich, dass im Ersten Weltkrieg die Glocken zur Herstellung von Kriegsmaterial abgegeben werden mussten, nur die größte durfte bleiben. Ersatz kam Mitte der 1920er Jahre. Auch die Explosion im Oppauer Werk der BASF 1921hatte der Kirche schwer zugesetzt, die Orgel wurde durch Staubmassen unbrauchbar, Fenster durch den Luftdruck zerstört. Immer wieder mussten in den folgenden Jahren grundlegende Reparaturen und Renovierungen vorgenommen werden, so die Erneuerung des Kirchendachs 1930 oder der Kauf einer neuen Orgel 1933. Mitte der 1930er Jahre musste gar eine komplette Innenrenovierung erfolgen, durch die Witterung und das schadhafte Dach hatten Kunst und Putz gelitten.

Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg

1942 wurden erneut die Glocken geholt – diesmal nur in umgekehrter Reihenfolge: bis auf das kleinste Exemplar wurden alle abtransportiert. Eine Schallplattenaufnahme der großen Glocke, die vor dem Abtransport noch angefertigt wurde, konnte sie bei festlichen Anlässen notdürftig ersetzen. Den Zweiten Weltkrieg sollte das Kirchenschiff schließlich nicht überstehen. Schwere Bomberangriffe auf Ludwigshafen 1945 zogen die Kirche in Mitleidenschaft, am Kriegsende standen nur noch die zwei Türme. Nach der Beseitigung der Trümmer begann in den Nachkriegsjahren ab 1951 der Wiederaufbau mit rotem Sandstein. Aus dem Originalbestand ist die Marienstatue unversehrt geblieben, der Taufstein konnte wieder zusammengesetzt werden. So konnte im Mai 1953 ein zweites Mal ein Richtfest gefeiert werden.