Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung Rheingönheims im 19. Jahrhundert wurde der Bau eines weiteren Unterrichtsgebäudes notwendig. Die Mozartschule überstand zwei Weltkriege, diente zwischenzeitlich als Lazarett, hatte ein sogenanntes Volksbad und wurde mehrmals erweitert. Bis heute ist die Bausubs­tanz des Originalgebäudes erhalten geblieben.

Die Geschichte der Mozartschule begann mit einem Beschluss des Gemeinderats im September 1906. Wie es in der Urkunde zur Grundsteinlegung heißt, einigte man sich auf den Bau eines "weiteren Schulhauses mit vier Schulsälen", die eingeplante Summe war mit 54.700 Mark veranschlagt. Doch in Rheingönheim gab es zu dieser Zeit bereits zwei Schulgebäude: die Rheinschule, gebaut 1830, sowie die Pfalzschule von 1886, die allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört und schließlich abgerissen wurde.

Rheingönheim wächst

Warum also ein Neubau? Der Grund lag in der damals sich beschleunigenden Veränderung des Dorfes. Die gewerbliche Entwicklung in Rhein­ gönheim hatte 1849 mit dem Bahnanschluss nach Ludwigshafen an Fahrt aufgenommen. 1851 trugen ebenso der Bau der Zuckerfabrik Friedensau und ab 1892 die Verlagerung der Produktionsanlagen der ältesten Ludwigshafener Fabrik der Gebrüder Giulini in das nördliche Gebiet ihren Teil dazu bei. Im Zeitraum von rund 40 Jahren war zwischen 1870 und 1910 die Einwohnerzahl von 1.587 auf 4.233 gestiegen. In Anbetracht dieser Entwicklung bedurfte es also einer zusätzlichen Schule. Namensgeber wurde Wolfgang Amadeus Mozart, dessen 150. Geburtstag sich 1906 jährte und dessen Bild noch heute die Fassade des alten Gebäudes ziert. Für die Pläne war der damalige Bezirksbaumeister Adolf Lipps verantwortlich. Bereits einJahr nach Beschluss des Gemeinderats konnte das Gebäude im Oktober 1907 seiner zukünftigen Bestimmung übergeben werden. Die „Königlich Allerhöchste Bayerische Verordnung über die Schulpflicht" von 1903 verordnete damals die Einschulung ab dem sechsten Lebensjahr, siebenJahre Schulbesuch waren regulär Pflicht. Um 1907 war ein achtes Schuljahr noch auf freiwilliger Basis möglich. Die Unterrichtsmethoden waren zu dieser Zeit gelinde formuliert harsch: Lehrer verdienten wenig Geld, lebten am Existenzminimum und mussten in der Regel einem zweiten Beruf nachgehen. In Klassenverbänden mit gut 50 Kindern schrieben die Schülerinnen und Schüler auf Schiefertafeln, das Lehrpersonal hatte einen Zeigestock, der auch als Schlagstock eingesetzt wurde; körperliche Züchtigung war an der Tagesordnung.

Ein Volksbad, ein Lazarett und eine neue Schulaufsicht

Rheingönheim wuchs weiterhin und schon nach fünf Jahren wurde 1912 durch den Gemeinderat eine Erweiterung des Baus beschlossen - erneut wurde Adolf Lipps mit der Planung beauftragt, noch im selben Jahr begannen die Bauarbeiten. Neben einem fünften Klassenzimmer nannte die Urkunde zur Grundsteinlegung auch die Einrich­tung eines Bades, damit „auch dem Wohl und der Gesundheit der Ortsbewohner Rechnung getragen" werden könne. So wurden die Schulhaus­meister der Mozartschule zugleich auch als Bade­meister ernannt - zumindest bis das .,Volksbad" 1974 geschlossen wurde. Zwei Jahre nach der Erweiterung des Gebäudes brach der Erste Welt­ krieg aus, und die Schule wurde vom Roten Kreuz als Lazarett genutzt. Rund 100 Betten konnten verwundete Soldaten zur Versorgung aufnehmen. Das Lazarett hatte bis zum Kriegsende Ende 1918 bestand. Zwei Jahre nach Kriegsende brachte der Januar1920 für die oberste Leitung des Schulwesens eine Zäsur, denn zu diesem Zeitpunkt wurde die geistliche Schulaufsicht, die um 1800 gesetzlich festgeschrieben wurde, aufgehoben. Abgeschafft wurde sie in Bayern im Januar 1919, der Übergang zur rein staatlichen Schulaufsicht vollzog sich in Rheingönheim schließlich ein Jahr später. Der dominierenden Rolle der Kirchen im Bildungs­wesen, aber auch in Glaubens- und Sittlichkeits­ fragen, war damit ein Ende gesetzt. Das Lehr- personal war über ein Jahrhundert kirchlichen Amtsträgern unterstellt; die Lehrerschaft hatte die geistliche Schulaufsicht schon früh kritisiert und begrüßte die Entscheidung.

Den Zweiten Weltkrieg überstanden

Vielerorts brachte der Zweite Weltkrieg massive Zerstörungen. Die Mozartschule jedoch trug im Vergleich zu anderen Gebäuden nach einem Flie­gerangriff eher geringere Schäden davon. Unter französischer Besatzung konnte 1945 der Unter­richt wieder aufgenommen werden, doch die Nachkriegsjahre waren eine Zeit harter Entbeh­rungen. Im Mai 1949 wurde daher wie an zahlrei­chen deutschen Schulen auch an der Mozartschu­le die sogenannte Hoover-Speisung eingeführt. Die nach seinem Gründer, dem 31. Präsidenten der Vereinigten Staaten Herbert Clark Hoover, benannte Lebensmittelhilfe war ein Programm zur Versorgung der Schulkinder im Kampf gegen Unterernährung. 1956wurde auf einem Gesamtel­ternabend der Wunsch geäußert, dass die Klassen der als veraltet geltenden und abseits gelegenen Rheinschule in die Mozartschule aufgenommen werden sollten. Das Gebäude war zentraler gele­gen und für viele Eltern besser erreichbar. Drei Jahre später war es dann soweit: Der Bauplatz für einen Erweiterungsbau wurde vorbereitet - aller­ dings nicht zur Freude aller Anwohnerinnen und Anwohner, denn es mussten auch zehn Linden ge­fällt werden und der Mozartpark als einziger Park in Rheingönheim wurde damit verkleinert. 1960 konnte dann der Neubau unter anderem vom damaligen Oberbürgermeister Hans Klüber ein­ geweiht werden. Die renovierte Rheinschule wur­de 1962 zu einem Kindergarten umfunktionien. Die Freude über den Neubau wurde kurzfristig getrübt, denn im Winter 1961/63 musste aufgrund von Heizölmangel der Schulbetrieb im Neubau eingestellt und die Schülerinnen und Schüler im koksbeheizten Altbau untergerbracht werden. Zur Freude aller Eltern konnte im März 1963 Hans Klüber erneut einen Neubau einweihen - diesmal die neue Turnhalle der Schule. 1977 wurde das erste Schulfest veranstaltet.