Wie sein Gegenstück auf dem rechten Rheinufer, die pfälzische Sommerresidenz Schwetzingen, entstand das Oggersheimer Schloss nicht nach einem einheitlichen Plan. Über Jahrzehnte wurde es in mehreren Abschnitten vergrößert, der Garten nach französischem Vorbild gestaltet. Seine letzte Bewohnerin, Kurfürstin Elisabeth Auguste, musste schließlich vor französischen Truppen fliehen, bevor der Bau nahezu vollständig zerstört wurde.

Es mag die Abgeschiedenheit und Einsamkeit des Ortes gewesen sein, die den ersten Bauherrn dazu brachte, sein Anwesen nach Oggersheim zu verlegen. Der Ort war 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zerstört und nahezu entvölkert worden. Noch im Jahr des Baubeginns um 1720 lebten dort nicht einmal 500 Einwohnerinnen und Einwohner. Doch Pfalzgraf Joseph Karl Emmanuel aus dem Haus der Wittelsbacher, einem der ältesten deutschen Adelshäuser, ließ hier ein sogenanntes Lustschloss erbauen. Diese in der Regel kleineren Schlösser erlaubten dem Adelsstand, sich vom streng reglementierten Hofzeremoniell und den gesellschaftlichen Verpflichtungen für eine gewisse Zeit zurückzuziehen. In unmittelbarer Nähe ließ er zudem 1729 auch eine barocke Lorettokapelle errichten, die rund 35 Jahre später von seiner Tochter Kurfürstin Elisabeth Auguste mit dem bedeutendsten Bauwerk Oggersheims, der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, überbaut wurde. Das Oggersheimer Schloss hatte nach der ersten Bauperiode zunächst noch bescheidenere Ausmaße und nach dem Tod des Pfalzgrafen 1729 stand es ganze 22 Jahre lang leer.

Das Schloss wird größer

Erst 1751 entschied sich der Schwager der Kurfürstin, Pfalzgraf Friedrich Michael, der Oggersheim zu seinem Sommersitz ernannt hatte, das Schloss umzubauen und zu erweitern. Für diese über 16 Jahre andauernde Aufgabe verpflichtete er den Baumeister und Oberbaudirektor am Mannheimer Hof, Nicolas de Pigage. De Pigage, der unter anderem in Mannheim, Schwetzingen und Heidelberg wirkte, ließ damals einen großzügigen Barockgarten im französischen Stil anlegen. Typisch für diese Anlagen war eine deutlich erkennbare formale Aufteilung und strenge Symmetrie. Als Gegensatz zu einem unkontrollierten Wildwuchs symbolisierte der Barockgarten eine gezähmte Natur und damit auch indirekt den Machtanspruch absolutistischer Herrscher. Weitere Kennzeichen waren Pavillons, Badehäuser oder auch eine Orangerie zur Unterbringung kälteempfindlicher Zitruspflanzen. All dies fand sich auch im Oggersheimer Garten wieder.

Elisabeth Auguste zieht ein

1767 erwarb der Kurfürst Karl Theodor das Schloss und schenkte das Anwesen ein Jahr darauf seiner Frau Elisabeth Auguste, Tochter des ersten Bauherrn Joseph Karl Emmanuel. Diese lebte hier bis 1793 in immer längeren Phasen mit einem großen Gefolge, sie ließ die zahlreichen Räume neu möblieren, kunstvoll ausstatten und bis 1780 sogar den gesamten Bau einheitlich auf zwei Stockwerke aufstocken. Die Winter verbrachte sie in Mannheim, denn das Schloss verfügte über keine hinreichende Beheizung und an eine Überwinterung war demnach kaum zu denken. Zu ihrer Zeit entwickelte sich im Schloss ein reges gesellschaftliches Leben, aufwändige Feste, Konzerte und Theatervorstellungen wurden veranstaltet. In dieser Zeit profitierte die kleine Stadt wirtschaftlich vom Hofstaat, auch brachte die Wallfahrt zahlreiche Pilgerinnen und Pilger, die versorgt und untergerbacht werden wollten. Elisabeth Auguste, deren Ehe sich schon länger als gescheitert herausstellte, blieb schließlich in Oggersheim, als ihr Mann 1778 die bayerische Thronfolge antrat und seinen Wohnsitz nach München verlegen musste. Doch das Ende der beschaulichen Residenz war absehbar.

Die Katastrophe bahnt sich ihren Weg

Die Französische Revolution und die daraus resultierenden Kriege brachten die linksrheinische Besatzung mit sich. Französische Truppen erreichten die Pfalz, viele Adelshäuser wurden zerstört – ein Schicksal, von dem auch Oggersheim nicht verschont blieb, denn am Jahresende 1793 musste Elisabeth Auguste vor den herannahenden Truppen auf die rechte Rheinseite nach Weinheim fliehen, wo sie kurze Zeit später starb. Das Schloss wurde von den Soldaten besetzt und geplündert, die in der kalten Jahreszeit in den Gebäuden mit offenem Feuer heizten. Die Katastrophe ließ nicht auf sich warten, der Hauptteil des Schlosses brannte fast vollständig ab, der Rest der Schlossanlage wurde ebenfalls zerstört. Die Orangerie bestand von allen Gebäuden am längsten, doch auch sie ereilte ein ähnliches Schicksal, als sie 1892 durch Blitzeinschlag abbrannte. Von dem einst prächtigen Schloss sind heute unter anderem nur noch Teile des Kellers, vereinzelte Plastiken aus dem Garten oder Reste von Fassadenverzierungen übrig.