Der Bau des Schlosses fiel in eine Zeit, in der das Dorf sich in einer schlechten wirtschaftlichen Lage befand. Trotz häufigem Besitzerwechsel entwickelte sich das ihm angeschlossene Gut zu einem landwirtschaftlichen Musterbetrieb, der zum Aufschwung der Gemeinde beitrug. Zwischenzeitlich als Schulgebäude genutzt, ist es heute Sitz der Ortsvorsteherin und dank gelungener Renovierung ein schönes Zeugnis Maudacher Geschichte.

Die Ursprünge des Maudacher Schlosses sind mit dem Namen Karl Ludwig von Maubuisson verbunden. Seit 1764 war er Oberschultheiß von Oggersheim und erwarb Anfang der 1770er Jahre verschiedene Ländereien, darunter auch in Maudach. Die Gründe für den Erwerb lagen vermutlich in der Nähe seines Amtsbezirks zum kleinen Dorf, zudem konnte er wahrscheinlich von der zu diesem Zeitpunkt schlechten wirtschaftlichen Lage profitieren und die Güter zu einem niedrigen Preis erwerben. Hier sollte ein repräsentatives Landschloss und Familiensitz entstehen. Der Baubeginn lässt sich nicht mehr genau rekonstruieren, geschätzt wird eine Entstehungszeit um 1787. Günstig war die Lage allemal, denn nicht weit entfernt residierte der Kurfürst in Mannheim, andere Adelssitze wie etwa in Oggersheim und Mundenheim befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft.

Der Blickpunkt im Dorf

Das dreigeschossige Gebäude, das Maubuisson erbauen ließ, war ein besonderer Blickpunkt des Dorfes. Allein von seiner Höhe überragte es mit seinen drei Geschossen alle weiteren Häuser vor Ort, war von weithin gut sichtbar und verfehlte seine symbolische Wirkung als beeindruckender Adelssitz daher nicht. Im Stil des Frühklassizismus gestaltet, waren schlichtere Formen für den Bau bestimmend, die sich an der klassischen griechischen Antike orientierten und sich von der reichen und ornamentalen Gestaltung des vorausgehenden Rokoko absetzten. Die Pläne sahen außerdem Gärten und einem großen Hof mit Wirtschaftsgebäuden vor. Maubuisson Wirken im ärmlichen Maudach gab der Landwirtschaft wichtige Impulse, die zu dieser Zeit nicht im besten Zustand war – die Erträge wurden gesteigert, der Bestand an Vieh erhöht und brachliegende Flächen bewirtschaftet. Doch noch war der Bau nicht fertiggestellt, als Maubuisson im Juni 1789 im Hochwasser führenden Rhein ertrank, den er während einer Reise ins Elsass mit einem kleinen Boot überqueren wollte und kenterte. Das Schloss stand zum Zeitpunkt seines Todes als unvollendeter Rohbau da.

Die Besitzer wechseln und das Gut gedeiht

Die Witwe Maubuisson war mit der weiteren Finanzierung überfordert und sah sich zudem inmitten wachsender Spannungen zwischen ortsfremden Pächtern des Guts und Ortsansässigen wieder. Sie verkaufte 1790 schließlich Schloss und Gut an Wilhelmine Freifrau von Seldeneck, die jedoch – wohl auch wegen anhaltender Unruhen – bereits ein Jahr später ihren neu erworbenen Besitz an Otto Freiherr von Gemmingen–Hornberg veräußerte. In dieser Zeit muss das Schloss auch fertiggestellt worden sein, denn er wollte es selbst bewohnen und das Gut bewirtschaften. Doch diese Pläne wurden zunichte gemacht, als französische Revolutionstruppen die linksrheinischen Gebiete plünderten und ihr Augenmerk gezielt auf bürgerliche Häuser, Adelssitze und Klöster richteten. Gemmingen musste fliehen und seinen Besitz verkaufen, der in den folgenden Jahren erneut mehrfach den Besitzer wechselte. Zum Schloss gehörten mittlerweile einige Wirtschaftsgebäude, darunter eine Brauerei und eine Brennerei. Freiherr Ferdinand Franz von Sturmfeder war von 1816 an der neue Besitzer. Er übernahm ein Gut, das in sehr gutem Zustand war. Der Verkauf ereignete sich allerdings in einer prekären Zeit, als 1815 der indonesische Vulkan Tambora ausbrach und auf der ganzen Erde Staubteilchen verteilte. Die Folge war eine gravierende Wetterveränderung auch in Europa, der kälteste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung wurde registriert, im folgenden Jahr kam es zu Missernten und Hungersnöten. Der neue Schlossherr, dessen Familienwappen noch heute die Fassade des Schlosses ziert, zeigte sich sozial engagiert, indem er unvermögende Tagelöhner auf seinem Gut in Lohn und Brot brachte. Sturmfeder schien jedoch für eine gute Bewirtschaftung kein Talent zu besitzen, und verkaufte 1840 das Gut an den Grafen Maximilian von Waldkirch, der es wiederum drei Jahre später an die Gemeinde Maudach veräußerte.

Vom Adelssitz zum Schul-und Gemeindehaus

Dieser kam die Gelegenheit zum Ankauf gerade recht, war man doch mit einer wachsenden Zahl an Schüler*innen konfrontiert. So wurde das Schloss zu einem Gemeinde- und Schulhaus mit Wohnungen für Lehrer umfunktioniert. Da die Anzahl der Schüler*innen weiterhin wuchs, entschied man sich für den Bau eines neuen einstöckigen Schulhauses im Hof hinter dem Schloss, das 1910 aufgestockt wurde. Im Februar 1945 gingen Brandbomben auf Maudach nieder, das angebaute Schulhaus brannte völlig aus, das Schloss nur zum Teil. Wie auf Aufnahmen zu erkennen ist, war nur der obere Teil beschädigt. Im darauffolgenden Monat kam es zu Plünderungen durch Dorfbewohner*innen. Die zu dieser Zeit bestehende Militärregierung kündigte Hausdurchsuchungen und Strafen an und konnte so einen Teil der gestohlenen Güter zurückgewinnen. 1952 konnte das wieder hergestellte Schloss der Gemeinde übergeben werden, das auch danach bis 1964 als Schulhaus diente.

Aufwändige Renovierung

Anfang der 1980er Jahre begannen Meisterschüler*innen unter der Leitung des Stuckateurmeisters Bernhard Pastwa, einige Innenräume mit aufwändigen Stuckarbeiten zu verzieren. 2013 wurden beim Abriss eines angrenzenden Gebäudes an der Südseite des Schlosses zugemauerte Fensteröffnungen entdeckt, woraufhin die Fassade wieder hergestellt und Fenster eingesetzt wurden. Schließlich konnte im Jahr 2016 die Neugestaltung des Areals um das Schloss, das seither frei steht, abgeschlossen werden. Heute befindet sich im Schloss noch das Büro der Ortsvorsteherin, es ist außerdem Treffpunkt für den Ortsbeirat und für Vereine. Wer möchte, kann sich gar im Schloss in der Außenstelle des Standesamtes trauen lassen. Nach wie vor ist es ein lebendiges Haus mit vielen Funktionen.